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Kritik an Online-Plattform: Roblox und die jungen Spiele-Entwickler:innen

Smartphone mir Roblox Logo und Controller.
Beliebt bei Kids: Mehr als die Hälfte der Nutzer:innen auf Roblox sind jünger 13 Jahre. – Alle Rechte vorbehalten JakubxPorzyckix /IMAGO

Spielesammlung, Gamebaukasten und soziale Plattform – auf Roblox können junge Spieler:innen mit einer relativ einfachen Programmiersprache selbst Spiele entwickeln oder die Spiele von anderen ausprobieren. Dafür müssen sich Spieler:innen nur kostenlos auf der Plattform registrieren und können dann mithilfe von Tools und Tutorials ihr eigenes Game bauen.

Die Plattform, die 2004 von David Baszucki und Erik Cassel gegründet wurde, zählt 42,1 Millionen Spieler:innen pro Tag. Besonders während zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 hatte die Plattform zahlreiche Spieler:innen dazugewonnen. In der zweiten Hälfte diesen Jahres war etwa die Hälfte der Nutzer:innen nach Unternehmensangaben jünger als 13 Jahre alt. Doch die soll Roblox nicht ausreichend schützen, werfen Journalist:innen und Jugendschützer:innen der Plattform vor. Roblux selbst weist die Vorwürfe zurück.

Roblox ist nicht nur ein netter Zeitvertreib mit einem gigantischen Angebot an Spielen von Kindern für Kinder. Nutzer:innen können auf der Plattform auch Geld verdienen. Dafür können sie zum Beispiel kostenpflichtige Spiele anbieten oder Kostüme und Ausrüstungs-Items für die legoähnlichen Spielfiguren verkaufen.

Eine virtuelle Fast-Einweg-Währung

Bezahlt wird auf Roblox mit der spielinternen Währung „Robux“, die wiederum mit echtem Geld gekauft werden kann. Für 4,99 Euro bekommt man derzeit 400 Robux. Robux wieder zurückzutauschen, ist dagegen nicht so einfach: Dafür brauchen User:innen unter anderem ein kostenpflichtes Roblox-Premium-Konto und einen Mindestbetrag von 100.000 Robux – wer die Voraussetzungen nicht erfüllt, bleibt erstmal auf der virtuellen Spielwährung sitzen.

Der britische Journalist Quintin Smith und sein Team haben auf ihrem YouTube-Kanal People Make Games kritisiert, dass Roblox junge Spielentwickler:innen ausnutzen würde. Dafür hat der Game- und Tech-Journalist mit verschiedenen Roblox-Nutzer:innen gesprochen. Im August diesen Jahres veröffentlichte People Make Games ein Video, in dem das Rechercheteam darüber berichtet, wie die Plattform sich an seiner wachsenden jungen Spieler:innenschaft bereichere.

Bis vor kurzem hatte das Unternehmen jungen Spieler:innen auf seiner Seite versprochen, mit eigenen Games gutes Geld verdienen zu können. 7.613 Millionen US-Dollar sollen Entwickler:innen seit 2018 auf der Plattform laut Unternehmensangaben eingenommen haben. Doch laut People Make Games erziele nur ein geringer Teil der jungen Spielentwickler:innen mit selbstentwickelten Games wirkliche Einnahmen. Nur ein Viertel der Einnahmen kämen bei den Entwickler:innen an.

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Kostenfalle für Minderjährige

In einem weiteren Video weisen People Make Games unter anderem darauf hin, wie das Unternehmen seine hauptsächlich minderjährigen Spieler:innen dazu ermutige, Geld auszugeben. Laut Quintin Smith verleite Roblox die jungen Nutzer:innen gezielt dazu, ihr Robux-Guthaben im internen Avatar-Shop auszugeben, um das Geld, das auf der Plattform erwirtschaftet wird, auch dort zu halten. Bestimmte Items seien nur für eine bestimmte Zeit oder in limitierter Anzahl verfügbar, was ihren Wert steigern könne. Bis zu 50,000 Robux, also rund 550 Euro, gehen für solche Items über die digitale Ladentheke.

Eine Altersbeschränkung gibt es für den Avatarshop nicht. Ebenso wenig existieren Meldungen, die die minderjährigen Spieler:innen davor warnen, wenn sie Geld ausgeben. Das Unternehmen verwies auf Anfrage von netzpolitik.org jedoch darauf, dass Eltern die monatlichen Ausgaben von Kindern begrenzen könnten.

Auch die europäische Initiative klicksafe, die sich für eine sichere und bewusste Nutzung von digitalen Medien einsetzt, warnt, dass Roblox zur Kostenfalle für Kinder werden könne. Nahezu alle Spiele animierten – mal mehr, mal weniger aggressiv – dazu, Robux auszugeben, heißt es auf der Website der Initiative.

Laut People Make Games rege das System des Avatar-Shops nicht nur dazu an, dass Kinder um sehr beliebte Items, die schwer zu bekommen sind, auf der Plattform selbst feilschten, sondern sie in manchen Fällen auch auf externen Seiten untereinander tauschten. Auf Anfrage von netzpolitik.org erklärte ein Pressesprecher von Roblox, dass Entwickler:innen nur die Robux in echtes Geld umtauschen könnten, die sie auch mit einem selbstentwickelten Spiel verdient haben. Einnahmen, die durch den Handel mit virtuellen Items erzielt werde, könnten nicht in echtes Geld eingetauscht werden.

Junge Spielentwickler:innen werden ausgebeutet

In ihrem aktuellen Video kritisiert People Make Games außerdem, dass erfolgreiche Spielentwickler:innen immer häufiger auf externe Plattformen wie Discord ausweichen würden, um dort ihre Fertigkeiten als Entwickler:innen anzupreisen. In einem rechtlich kaum abgesicherten Rahmen würden die oft noch minderjährigen Entwickler:innen dann häufig von anderen angeheuert, um erfolgreiche Spiele für Roblox zu entwickeln – mitunter ohne Arbeitsvertrag oder abgesicherte Arbeitsbedingungen.

Eine Anlaufstelle für Spieler:innen, die Verstöße dieser Art erleben, gibt es bisher nicht. Laut People Make Games sieht sich Roblox in solchen Fällen nicht zuständig, da die Aktivtäten außerhalb der Plattform passieren. Ob Kinder und Jugendliche auf Roblox überhaupt Geld verdienen können, ist laut einem Juristen der Medienanstalt Nordrhein-Westfahlen eine Frage des Jugendarbeitsschutzes, um die sich die örtlichen Jugendämter kümmern müsste.

Roblox fühlt sich in dem Video falsch dargestellt. Die unregulierten Arbeitsbedingungen minderjähriger Spielentwickler:innen ließ das Unternehmen auf unsere Anfrage hin unkommentiert. Auch auf unsere Frage, warum es auf der Plattform noch keine Anlaufstelle gebe, wo Betroffene etwaige ausbeuterische Arbeitsbedingungen melden können, erhielten wir keine Antwort.

Kindgerecht geht anders

Auch von anderer Stelle hatte die Plattform in der Vergangenheit Kritik einstecken müssen. In einem Test aus dem Jahr 2019 stufte Stiftung Warentest die Inhalte der Plattform als „nicht kindgerecht“ ein. Klicksafe bestätigte diese Einschätzung. Laut Martin Bregenzer, Referent für Medienkompetenz bei der EU-Initiative klicksafe, seien schon die Grundeinstellungen der Plattform für Kinder nicht sicher und müssen nachträglich sicherer eingestellt werden.

Wie People Make Games bemängelte auch Bregenzer, dass Roblox die Inhalte auf seiner Seite nicht ausreichend moderiere. Viele Inhalte würden nur unzureichend überprüft, weshalb Kinder auf der Plattform auch auf verstörende, rassistische, gewalthaltige oder anderweitig jugendgefährdende Inhalte stoßen könnten, heißt es im Testbericht zu Roblox auf der Seite von klicksafe. Einem Bericht von Wired zufolge kursierten auf der Plattform auch faschistische Spiele.

Roblox weist diese Vorwürfe zurück: „Wir haben ein großes, fachlich geschultes Team mit Tausenden von Mitgliedern, die sich dem Schutz unserer Nutzer widmen und rund um die Uhr auf unangemessene Inhalte achten“, erklärte ein Sprecher. Das Team nehme Meldungen über Missbrauch sehr ernst und ergreife zeitnah Maßnahmen, um gegen Inhalte oder Verhaltensweisen vorzugehen, die gegen die Community-Richtlinien verstoßen. Laut der Webseite von Roblox werden alle hochgeladenen Inhalte durch Mitarbeiter:innen oder automatische Erkennungssysteme geprüft.

Auch die Kommunikation im Chat werde durch automatische Filter auf unangemessene Inhalte durchsucht. Seit Mitte September diesen Jahres können Spieler:innen ab 13 Jahren auf der Plattform außerdem mit einem Ausweisdokument und Selfie-Übereinstimmungstest ihr Alter verifizieren.

Plattformen wie Roblox würden häufig erst Maßnahmen zum Jugendschutz ergreifen, wenn hohe Bußgelder drohten, so Bregenzer. „Das grundlegende Problem von Plattformen wie Roblox ist, dass sie kommerziell ausgerichtet sind und ein effektiver Kinder- und Jugendschutz diesem kommerziellen Interesse aus Sicht der Plattformen im Wege steht“, sagt er auf Nachfrage von netzpolitik.org.

Roblox weist Vorwürfe zurück

Besonders problematisch stufte er die direkten Kaufappelle ein, die häufig auf der Plattform zu finden seien. „Laut dem Jugendmedienschutz-Staatsvertrag darf Werbung keine ‚direkten Aufrufe zum Kaufen oder Mieten von Waren oder Dienstleistungen an Kinder oder Jugendliche enthalten, die deren Unerfahrenheit und Leichtgläubigkeit ausnutzen‘“, erklärt er. Eine Fantasiewährung wie Robux sei eine bekannte Manipulationsstrategie von großen Plattformen, die etwa mit einem undurchsichtigen Wechselkurs Kinder zum Kauf motivieren wolle.

Die kostenpflichtigen Gegenstände auf der Plattform könnten zudem Täter:innen von Cybergrooming in die Hände spielen, die sich dadurch das Vertrauen der Kinder erschleichen und sie in Gewissenskonflikte bringen. Unter Cybergrooming versteht man, Täter:innen, die Kinder im Netz über Chats gezielt anschreiben, mit dem Ziel sie sexuell zu missbrauchen. People Make Games berichtet in ihrem aktuellen Video von einem Fall von Cybergrooming.

Die Vorwürfe weist Roblox vehement zurück. Auf Anfrage von netzpolitik.org erklärte ein Pressesprecher, dass das aktuelle Video wichtige Funktionen der Plattform zum Schutz der Nutzer:innen in der Berichterstattung ausgelassen und Fakten falsch dargestellt habe. Dadurch sei ein irreführendes Bild von der Plattform entstanden.


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