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Twitter-Richtlinie: Du sollst keine anderen Apps neben mir haben

Twitter stößt die Anbieter alternativer Clients vor den Kopf; sie sind laut offiziellen Twitter-Regeln nicht mehr willkommen. Langjährige Wegbegleiter betrachten das Unternehmen von Elon Musk nicht mehr als „vertrauenswürdig“ und wenden sich ab.

Hand hält ein altes iPhone mit Twitter-Logo und Aufschrift Twitterrific
Betroffen ist zum Beispiel die App „Twitterrific“, die den blauen Vogel prägte. (Archivbild von 2008) – Alle Rechte vorbehalten IMAGO / ZUMA Wire

Twitter hat die Betreiber:innen von alternativen Clients brüskiert. So nennt man Anwendungen, die Nutzer:innen anstelle der offiziellen Twitter-App nutzen können. Zuerst hatte Twitter vor einer Woche seine Programmierschnittstelle (API) für die Anbieter solcher Anwendungen geschlossen, betroffene Entwickler:innen rätselten über die Gründe. Danach hat das Unternehmen von Elon Musk seine Richtlinien für Entwickler:innen um die Regel ergänzt, dass es keine solchen Clients geben dürfe.

Nach der Schließung der API hatte Twitter noch verkündet, dass es seine „langjährigen API-Regeln“ durchsetze. Aber die ausdrückliche Regel ist erst nach der Schließung in den Richtlinien aufgetaucht, wie ein Vergleich mit einer älteren Version im Internet-Archiv zeigt. Die neue Regel besagt, dass man die API oder Inhalte von Twitter nicht verwenden dürfe, um „einen Ersatzdienst oder ein ähnliches Produkt wie die Twitter-Anwendungen zu erstellen oder zu versuchen, einen solchen zu erstellen“.

Mit der Maßnahme lässt Twitter einen historischen Teil der eigenen Identität hinter sich, denn alternative Clients haben die Plattform vor allem in den Anfangsjahren groß gemacht. Laut einem Bericht von The Verge wurden die Entwickler:innen von unabhängigen Apps nicht einmal über den Schritt informiert. Einige der Apps sind seit mehr als einem Jahrzehnt verfügbar und haben eine große Anzahl Nutzer:innen. Der Entwickler des Clients Twitterrific, Craig Hockenberry, soll mit seinem blauen Vogel „Ollie“ sogar die Entstehung des offiziellen Twitter-Logos beeinflusst haben; auch das Wort „tweet“ habe er einst geprägt, wie er auf seinem Blog beschreibt.

„Twitter nicht mehr vertrauenswürdig“

Der Schritt ist eine weitere Änderung, seit Milliardär Elon Musk Twitter übernommen hat und für Chaos und Abwanderung bei Twitter sorgt. Die Änderung dürfte auch finanzielle Gründe haben: Zwar verlangt Twitter teilweise Geld für die API-Nutzung, spielt aber keine Werbung über die unabhängigen Clients aus.

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Für die meisten Clients bedeutet die Regeländerung nun das Aus. So verkündete Twitterrific nach 16 Jahren die Einstellung seiner App mit den Worten:

Wir bedauern, dass das plötzliche und unwürdige Ende der App auf eine unangekündigte und nicht dokumentierte Änderung der Richtlinien durch ein zunehmend launisches Twitter zurückzuführen ist – ein Twitter, das wir nicht mehr als vertrauenswürdig ansehen und mit dem wir nicht mehr zusammenarbeiten möchten.

Gegenmodell Mastodon

Die zahlreichen Änderungen und Kapriolen bei Twitter seit der Übernahme durch Musk haben dazu geführt, dass zahlreiche Nutzer:innen zu Mastodon gewechselt sind. Mastodon ist Teil des dezentralen Fediverse. Ein gemeinsames Internet-Protokoll verbindet hier unterschiedliche Software für soziale Netzwerke. Es gib nicht nur zahlreiche voneinander unabhängige Server, auf denen Nutzer*innen ihre Accounts einrichten können, sondern auch zahlreiche mögliche Clients.

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Nach einem Hype sind die Nutzer:innen-Zahlen im Fediverse zuletzt wieder stagniert. Nun wird mit Spannung erwartet, wie sich die geplante Anbindung von Tumblr ans Fediverse auswirken wird; auch Internetriesen wie Mozilla wollen sich engagieren. Zudem wollen die Twitter-Mitgründer Evan Williams und Biz Stone mit ihrem Blog-Dienst Medium.com im Fediverse mitmischen.

Der Einstieg von finanzkräftigen Institutionen ins Fediverse wird auch mit Sorge betrachtet, immerhin gehört Dezentralität zum Grundverständnis des Netzwerks. Große Player könnten sich zu Oligopolen entwickeln, die kleinere Player verdrängen, wie das bei der E-Mail passiert. Der US-Techblogger Mike Masnick, der sich seit Jahren für internetprotokollbasierte soziale Netzwerke stark macht, bewertet die Entwicklung jedoch nicht als grundsätzlich schlecht. Sie könne demnach auch zu einer Art „GMail-Moment“ führen, das heißt, Zugänglichkeit und Komfort der Technologie könnten damit einfacher werden.


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