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Open Access in den USA: Öffentliche Forschung, öffentlicher Zugang

Staatlich finanzierte Forschung soll in den USA künftig frei zugänglich sein. Dem „Open Access“-Modell hat sich auch die Ampelkoalition verschrieben, ein Gesetzentwurf lässt noch auf sich warten.

US-Präsident Joe Biden hält eine Rede, hinter ihm sind Sonarpanels zu sehen.
US-Präsident Joe Biden will staatlich finanzierte Forschung frei zugänglich machen. CC-BY-NC-ND 2.0 Werner Slocum / NREL

Mit öffentlichen Mitteln finanzierte Forschung soll in den USA ab 2026 unmittelbar frei zugänglich werden, gab das Weiße Haus Ende letzter Woche bekannt. Damit sollen steuerlich finanzierte Forschungserkenntnisse nicht mehr hinter teuren Paywalls verschwinden oder erst mit Verzögerung breit öffentlich werden.

Spätestens die Coronapandemie habe gezeigt, dass eine reibungsarme Zusammenarbeit zwischen Regierung, Industrie und Forschenden „gewaltige Resultate“ hervorbringen kann, heißt es in der Verfügung der US-Regierung. Forschung und Daten seien frei geflossen, ungehindert zugängliche Erkenntnisse hätten die Entdeckung neuer Ansätze in den „Turbo-Modus“ geschaltet. Künftig soll dies nicht nur in Krisenzeiten geschehen, sondern dabei helfen, Forschung etwa zu Krebs, erneuerbaren Energien oder Klimawandel voranzubringen, so die US-Regierung.

Ausgeweiteter Zugang

Die neue Offenheit setzt eine Initiative des früheren US-Präsidenten Barack Obama aus dem Jahr 2013 fort. Seitdem sind staatliche Einrichtungen mit einem jährlichen Forschungsbudget von über 100 Millionen US-Dollar verpflichtet, ihre Erkenntnisse innerhalb eines Jahres frei zugänglich zu machen. Allerdings hatte dies nur rund 20 der größten US-Forschungseinrichtungen umfasst, etwa die National Science Foundation.

Künftig sollen diese Grenzen fallen. Die Regeln gelten nun für beinahe alle Stellen des Bundes, der New York Times zufolge für mindestens 400 Einrichtungen. Erfasst sind auch alle staatlich finanzierten Veröffentlichungen, die nach dem Peer-Review-Prozess in Fachpublikationen erscheinen. Zudem sollen die Veröffentlichungen maschinenlesbar und damit unter anderem barrierearm sein. Die vollständige Umsetzung der Pläne ist für 2026 geplant.

Viele Forschende wollen offenen Zugang

Mit diesem Vorstoß dürfte der Druck auf die europäische Politik steigen, ebenfalls mehr auf „Open Access“ zu setzen. Bislang zählen hohe Bezahlschranken zum Geschäftsmodell wissenschaftlicher Großverlage wie Elsevier. Doch das Modell bröckelt schon seit geraumer Zeit: So können oder wollen sich zunehmend mehr deutsche Universitäten und sonstige Forschungseinrichtungen nicht mehr leisten, die steigenden Abo-Gebühren zu bezahlen. Das schneidet jedoch viele Forschende von wissenschaftlichen Papieren ab.

Zugleich decken Schattenbibliotheken im rechtlichen Graubereich den Bedarf nach Forschungsdaten ab, etwa die Online-Dienste Sci-Hub oder LibGen. Dem Druck der Öffentlichkeit nach frei zugänglicher Forschung haben bereits einige Verlage nachgegeben, beispielsweise der Großverlag Wiley. Gemäß ausgehandelter Verträge zahlen hier die Wissenschaftseinrichtungen festgelegte Beträge für eine Open-Access-Veröffentlichung und bekommen im Gegenzug Zugang zu den Veröffentlichungen des Verlags.

Ernst machen könnte die Ampelkoalition, die mit einem geplanten Forschungsdatengesetz den Zugang für öffentliche und private Forschung „umfassend verbessern“ will. Open Access soll sich als gemeinsamer Standard etablieren, zudem soll es ein wissenschaftsfreundlicheres Urheberrecht geben, heißt es im Koalitionsvertrag. Ein konkreter Gesetzentwurf steht allerdings noch aus. In einem Positionspapier aus dem Juni fordert der Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten, der die Bundesregierung in Fragen der Forschungsdateninfrastruktur berät, einen diskriminierungsfreien Zugang zu wissenschaftsbasierten Daten.


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