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Digital Markets Act: Sichere Messenger Threema und Signal sind gegen Interoperabilität

Zahnräder greifen ineinander, wie laut Plan der EU interoperable Messenger
Laut EU-Plänen sollen Messenger künftig wie Zahnräder ineinander greifen (Symbolbild) – Zahnräder: Pixabay; Handy: Imago / Kirchner-Media; Montage: netzpolitik.org

Das Gesetz über digitale Märkte (DMA) der EU soll die Marktmacht der großen Konzerne wie Google und Facebook beschränken und kleineren Wettbewerbern die Chance auf einen Markteintritt ermöglichen. Eine der Regelungen des DMA sieht vor, dass sich große Messenger wie WhatsApp öffnen müssen. Sie sollen interoperabel werden und auch Nachrichten von anderen Messengern empfangen.

Das klingt erst einmal gut, weil große Anbieter von ihrer Marktmacht profitieren, so dass immer mehr Nutzer:innen deren Messenger installieren, um beispielsweise mit ihren Freund:innen kommunizieren können, die schon bei diesem Messenger sind. Die EU will diesen Netzwerkeffekt mit dem DMA angehen.

Doch kleine, sichere Messenger wie Threema oder Signal wollen gar keine Interoperabilität, weil sie die Sicherheit der Kommunikation ihrer Messenger in Gefahr sehen. So weist die gemeinnützige Signal Stiftung in einer Pressemitteilung die geplante Interoperabilität mit kommerziellen Messengern als Gefahr für die eigenen Datenschutz-Standards zurück:

Das Ziel von Signal ist es, private und sichere Kommunikation für alle und jeden bereitzustellen. Die Zusammenarbeit mit iMessage und WhatsApp würde letztendlich die Privatsphäre von Signal und seinen Benutzern verschlechtern. Andere Apps, die nicht die gleichen Datenschutzstandards wie Signal haben, hätten Zugriff auf große Mengen von Benutzerdaten. Diese Daten könnten dann auf eine Weise verwendet oder verkauft werden, die nicht mit der Mission und den Werten von Signal übereinstimmt.

Signal verschlüsselt standardmäßig alle Daten seiner Nutzer:innen und wurde im Februar von der Stiftung Warentest als bester Messenger bewertet. Der Messengermarkt wird von Facebook mit WhatsApp dominiert, der Marktführer musste aber zuletzt Verluste bei den Nutzerzahlen hinnehmen, während Messenger wie Signal oder Telegram profitierten.

Auch Threema gegen Interoperabilität

Schon im April hatte sich der Messenger Threema gegen Interoperabilität ausgesprochen. Threema-Chef Martin Blatter hatte dies gegenüber netzpolitik.org vor allem mit Sicherheitsbedenken begründet. Bei anderen Messengern fielen Metadaten an, die bei Threema nicht anfielen. Zudem sei eine durchgängige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei der Interoperabilität derzeit nicht möglich, weil die Nachrichten beim Übergang zu einem anderen Messenger entschlüsselt werden müssten.

Ein weiteres Problem sei, dass andere Messenger durch die Interoperabilität an Identitäten von Nutzer:innen gelangen könnten, die sie bislang noch nicht haben. Threema befürchtet zudem, dass die Interoperabilität am Ende sogar die Marktmacht der Großen stärken könnte, weil man gar nicht mehr weg müsste von WhatsApp. Interoperabilität gilt zudem als technisch schwierig, weil die Anbieter unterschiedliche Standards der Verschlüsselung nutzen und auch bei den Nutzer:innen- und Identitätsmanagement verschiedene Wege gehen.

Dennoch hoffen laut einem Bericht auf tagesschau.de vor allem mittelständische Unternehmen, dass der DMA ihnen bessere Markteintrittschancen eröffnet. Die Regelungen des DMA gelten für so genannte „Gatekeeper“. Gemeint sind damit Plattformen, die mehr als 7,5 Milliarden Euro im Jahr umsetzen oder einen Kapitalmarktwert von 75 Milliarden Euro erzielen. Zudem müssen sie in der EU mehr als 45 Millionen monatliche Nutzer:innen aufweisen. Der DMA gilt dann ab dem Jahr 2023. 

 


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