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Netzsperren: Belarus sperrt Online-Angebot der Deutschen Welle

Eine Frau demonstriert gegen Alexander Lukaschenko in Belarus

Die autoritäre Regierung von Alexander Lukaschenko blockiert in Belarus den Zugang zu mehreren Nachrichten-Portalen im Internet, seit letzter Woche auch das Online-Angebot der Deutschen Welle (DW) in allen 32 Sendersprachen. Das belarussische Informationsministerium wirft den Portalen vor, extremistisches Material zu verbreiten – unter anderem über Links auf ihren Internetseiten.

DW-Intendant Peter Limbourg bezeichnete die Vorwürfe als „absolut lächerlich“, die Sperre sei ein Akt der Verzweiflung. „Herr Lukaschenko hat gezeigt, dass er im Kampf gegen seine eigene Bevölkerung vor nichts zurückschreckt, um seine Macht zu erhalten“, so Limbourg.

Erst im Frühjahr hatte der deutsche Auslandssender seine Angebote für den Standort Belarus erweitert – mit dem Ziel, ein unabhängiges Medienangebot für die belarussische Bevölkerung anzubieten. „Wir protestieren gegen die Sperrung unserer Angebote, weil die Menschen dort ein Anrecht auf objektive Informationen über die Situation in ihrem Land haben“, sagte Limbourg.

Der deutsche Botschafter in Minsk bat indes um eine Erklärung für die Sperre der Seite der Deutschen Welle. Laut einer Sprecherin des Auswärtigen Amts forderte er das belarussische Außenministerium dazu auf, den Zugang zur Seite umgehend wieder herzustellen.

Auf Drängen der belarussischen Behörden musste die US-Botschaft in Minsk derweilen die Pressestelle und einige weitere Büros schließen. Zudem mussten mehr als 20 belarussische Angestellte entlassen werden. In einer Stellungnahme erklärte die US-Sondergesandte für Belarus, Julie Fisher, dass die Maßnahmen der Regierung die tiefen Unsicherheiten der belarussichen Behörden in Bezug auf diplomatische Beziehungen und die unabhängige Zivilgesellschaft widerspiegelten.

„Willkürlicher Eingriff in die Pressfreiheit“

Die Organisation Reporter ohne Grenzen verurteilte die Netzsperre als einen „willkürlichen Eingriff in die Pressefreiheit“. Der Vorwurf, die betroffenen Sender würden extremistisches Material verbreiten, „öffne Willkür und Verfolgung Tür und Tor“, hieß es von Seiten der Organisation.

Machthaber Alexander Lukaschenko geht seit den Massenprotesten vor einem Jahr mit harter Hand gegen Andersdenkende, Journalist:innen und Menschenrechtsorganisationen vor. Erst im Oktober ist ein neues Dekret in Kraft getreten, das es belarussischen Behörden erlaubt, Online-Dienste wie Kanäle auf dem Messenger-Dienst „Telegram“ als extremistisch einzustufen. Neuerdings kann man sich schon mit dem Teilen bestimmter Inhalte, die auf solchen Kanälen gepostet wurden, strafbar machen.

Die Repressionen gegen Medienvertreter:innen haben sich seit den Protesten im Vorjahr verstärkt. Nach den Aufständen nahm die Regierung hunderte Journalist:innen, Blogger:innen und Online-Aktivist:innen fest. Dutzende verließen aus Angst vor weiterer Verfolgung das Land. Auch Mitarbeiter:innen der Deutschen Welle sind bereits ins Visier der autoritären Regierung geraten. Der Deutsche Welle Medientrainer Andrej Alexandrow ist seit Januar 2021 in Haft, der freie Mitarbeiter Alexander Burakow wurde mehrfach festgenommen und musste mehrtägige Arreststrafen absitzen.

Die belarussische Regierung greift auch regelmäßig zu Netzsperren, um unabhängige Berichterstattung zu verhindern. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Freedom House blockierte das Informationsministerium direkt nach den Scheinwahlen vor einem Jahr mehr als 70 Internetseiten, darunter mindestens 25 Seiten von Medien. Seitdem hat die Regierung zahlreiche weitere Seiten gesperrt. Es zeigt, wie sehr sich der autoritäre Machthaber vor unabhängiger Berichterstattung fürchtet.


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