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Bullshit-Busters: Der ewige Kampf gegen das Cookiemonster

Der Kampf gegen den digitalen Kapitalismus ist mühsam. Der Gegner nährt sich von jedem Einwilligungsbanner, das uns belügt, und von jedem Datenteilchen, das er gegen unseren Willen über uns sammelt. Und permanent müssen wir gegen nervige Cookie-Monster kämpfen.

Ingo Dachwitz kämpft in einem braunen Overall gegen Cookie-Monster

Er ist einer der mächtigsten Widersacher überhaupt: der Kapitalismus in seiner digitalen Form. Er verwandelt unsere Eigenschaften in Daten. Er macht unser Leben zur Ware. Er verkauft unsere Aufmerksamkeit und will uns manipulieren. Er schaltet unser Denken aus, macht uns zu affektgesteuerten Zombies, die nur noch schnell auf „weiter“ klicken. Er macht uns abhängig von Likes und Notifications und endlosem Scrollen, damit wir noch länger online sind, noch mehr Aufmerksamkeit erzeugen, noch mehr Daten preisgeben, noch mehr Werbung sehen, noch mehr Gewinn erzeugen. Er befeuert Polarisierung, weil ihm nichts mehr Daten und mehr Aufmerksamkeit bringt, als Streit und rohe Emotionen.

Dagegen können wir uns wappnen – mit Datenschutz, Wettbewerbsrecht und Plattformregulierung. Das ist nicht viel angesichts der übergroßen Macht des Kapitalismus. Die Plattformregulierung wird gerade erst auf den Weg gebracht. Das Wettbewerbsrecht zeigt nur allmählich seine Zähne. Der Datenschutz ist von den dreien wohl die schwächste Waffe. Umso genauer müssen wir hinschauen, wo er noch nicht greift.

Das mache ich mit meinen Recherchen seit vielen Jahren. In diesem Jahr zum Beispiel mit einer Recherche zu Datensammlung und Datenhandel in der Online-Werbung. In mehr als 650.000 Kategorien sortiert uns die Werbeindustrie ein.

Drei mächtige Bullshit-Mythen habe ich „gebustet“:

  • Mythos #1: „Die Einwilligung muss freiwillig und informiert erfolgen.“ Das ist Bullshit! Zwar lautet so ein zentraler Grundsatz der DSGVO. Doch eingehalten wird er fast nirgendwo. Wer eine Website besucht oder eine App nutzt, dessen Daten gehen an hunderte Firmen, die kaum jemand kennt. Wie absurd das Ganze ist, zeigt eine Wetter-App, die nach unserer Presseanfrage mehr als 1000 einzelne Firmen in der Datenschutzerklärung aufgeführt hat, an die sie Daten weitergibt. Wie soll man da informiert zustimmen? Erschwerend kommen Design-Tricks hinzu, mit denen wir zur Einwilligung gedrängt werden. Ist es eine freiwillige Entscheidung, wenn die datenschutzfreundliche Option versteckt ist? Oder wenn die einzige Alternative zum Tracking monatlich Geld kostet?
  • Mythos #2: „Das sind doch nur US-Firmen, in Deutschland und Europa machen wir so etwas nicht.“ Bullshit! Wir haben bei unserer Recherche diverse deutsche Firmen entdeckt, die auf dem Datenmarktplatz Segmente angeboten haben. Darunter waren Tochterfirmen der Deutschen Telekom und ProSiebenSat1. Auch in anderen EU-Ländern wie Frankreich, Italien, Spanien oder den Niederlanden haben wir Databroker aufgespürt. Zwar dominieren US-Firmen den Markt noch immer, doch auch sie überwachen Menschen in Deutschland für Werbezwecke. Zahlreiche deutsche Websites, Apps und Online-Dienste unterstützen sie dabei, diese Daten weiterzugeben.
  • Mythos #3: „Das sind noch nur harmlose Daten.“ Bullshit! Wir haben tausende Segmente gefunden, die laut ihrer Bezeichnung einen Bezug zu den Themen Gesundheit, Finanzen, Sexualität, Religion, Politik oder persönliche Schwächen haben.


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