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Datenschutzbeschwerde gegen TeleSign: Firma legt Scoring-Profile der Hälfte aller weltweiten Handynutzer an

Wenn wir uns bei einer Plattform registieren, werden wir manchmal nach zusätzlichen Verifizierungsmethoden gefragt. Oft liegt dem offenbar ein Risikowert zugrunde, der an unsere Handynummer gekoppelt ist. Die Datenschutzorganisation noyb geht nun gegen ein großes Unternehmen vor, das diese Werte im Geheimen berechnet.

Smartphone, auf dem TikTok geöffnet ist
Viele Dienste nutzen Risikoscores, wenn Nutzer:innen sich mit einer Telefonnummer anmelden. Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Nik

Die österreichische Datenschutzorgansation noyb – kurz für: none of your business – geht gegen das US-Unternehmen TeleSign vor. Sie werfen dem Unternehmen vor, Risikoprofile zu Handynummern zu erstellen. Betroffen sei etwa die Hälfte der weltweiten Mobilfunknutzer:innen, ohne dass diese etwas davon mitbekämen.

Die Zahl stammt von TeleSign selbst. „TeleSign verifiziert monatlich über fünf Milliarden eindeutige Telefonnummern, was der Hälfte der weltweiten Mobilfunknutzer entspricht, und bietet entscheidende Einblicke in die restlichen Milliarden“, schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Selbst bewirbt sich TeleSign auf seiner Website: „Telesign verbindet, schützt und verteidigt das Kundenerlebnis mit Erkenntnissen aus Milliarden digitaler Interaktionen und mobilen Signalen.“ Das bedeutet: TeleSign wertet Telefondaten aus und berechnet daraus einen Risikowert. Diesen übermittelt es an Unternehmen wie Microsoft oder TikTok. Auf Basis des Risikowerts können die dann bestimmen, ob eine Person mit der angegebenen Handynummer sich bei einem Dienst anmelden kann oder vorher zusätzliche Verifizierungsmaßnahmen absolvieren muss.

Noyb beruft sich auf eine Recherche der belgischen Zeitung Le Soir, wonach TeleSign die Telekommunikationsdaten vom belgischen Unternehmen BICS bekommt. BICS ist ein Dienstleister, der „Telefongespräche, Roaming und Datenflüsse zwischen verschiedenen Kommunikationsnetzen und -diensten in verschiedenen Teilen der Welt ermöglicht“.

Infografik
So funktioniert das System TeleSign laut der Datenschutzorganisation noyb. - Alle Rechte vorbehalten noyb

Mobilfunkanbieter wissen nichts von der Datenweitergabe

Laut noyb wissen die nationalen Mobilfunkanbieter selbst mutmaßlich nichts von der Datenweitergabe an TeleSign. Das schließt die Organisation zumindest aus Datenauskunftsanfragen, die mehrere Nutzer:innen gestellt hatten. „Die Antworten waren recht überraschend“, schreibt noyb. „Keiner der Mobilfunkbetreiber führte TeleSign als Empfänger auf oder wusste, dass Nutzerdaten an TeleSign gesendet wurden.“ TeleSign habe jedoch in seinen Auskünften bestätigt, dass es die angefragten Telefonnummern kenne und habe eine Risikoeinschätzung für die jeweilige Nummer mitgeschickt.

Laut Max Schrems von noyb deuten die Ergebnisse der Anfragen darauf hin, dass die Praktiken von TeleSign und auch BICS nicht mit EU-Datenschutzvorschriften vereinbar sind: „Wir haben daher eine Beschwerde bei der belgischen Datenschutzbehörde eingereicht, die für Proximus, BICS und TeleSign zuständig ist, um dieses Vorgehen zu beenden.“ Die Proximus-Gruppe ist dabei der Mutterkonzern von sowohl BICS als auch TeleSign. Aus dem Beschwerdetext geht hervor, dass sich noyb nicht nur gegen die Datenweitergabe wendet, sondern auch gegen die automatisierte Profilbildung.


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