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Erfolgreiche Abmahn-Kampagne: Tricksende Cookie-Banner gehen zurück

Nach hunderten Abmahnungen wegen illegaler Cookie-Banner setzen sich DSGVO-konforme Einwilligungsdialoge mehr und mehr durch, sagt noyb. Die Nichtregierungsorganisation bleibt trotzdem am Ball und kündigt eine Ausweitung der Kampagne an.

Im Hintergrund ein Tunnelende, davor Kekse
Licht am Ende des Cookie-Tunnels? Zumindest manipulative Banner werden offenbar seltener.

Immer mehr Websites bieten auf ihren Cookie-Bannern einen einfachen „Alles ablehnen“-Button an. Zu diesem Schluss kommt die österreichische Datenschutzorganisation None of Your Business (noyb) in einer automatisierten Analyse von 1631 Internetseiten.

Zum Vergleich zieht noyb eine Untersuchung aus dem März 2021 heran. Damals hatte die Nichtregierungsorganisation Verstöße gegen die Datenschutzgrundverordnung bei hunderten Cookie-Bannern festgestellt und in der Folge mehr als 700 Abmahnungen an Seitenbetreiber:innen verschickt. Seitdem habe sich mehr als die Hälfte der untersuchten Websites (56 Prozent) zum besseren gewandelt, indem sie beispielweise auf irreführende Farben bei Links und Buttons und auf vorausgewählte Subkategorien verzichten.

Besonders erfreulich: 41 Prozent der gescannten Websites haben laut noyb nun auf der ersten Seite des Cookie-Dialogs einen Button, mit dem man schnell jegliches Tracking ablehnen kann. Vor eineinhalb Jahren hätten lediglich 18 Prozent der untersuchten Websites einen „Alles ablehnen“-Button gehabt.

Druck machen wirkt

Mit Design-Tricks wie versteckten Optionen und farblich hervorgehobenen Buttons sollen Nutzer:innen dazu verleitet werden, möglichst weitreichende Einwilligungen zum Online-Tracking zu geben. Dies erleichtert der Werbeeindustrie den Einsatz zielgerichteter Werbung, bei dem Informationen über das Surfverhalten in Profilen zusammengeführt und an viele Firmen weitergegeben werden. Die sogenannten Dark Patterns verstoßen in vielen Fälle gegen die Datenschutzgrundverordnung, sind aber immer noch recht weit verbreitet.

Für die meistbesuchten deutschen Websites waren wir von netzpolitik.org im August 2022 beispielsweise noch zu einem weniger erfreulichen Ergebnis gekommen: Bei einer manuellen Untersuchung der 100 reichweitenstärksten Online-Werbeträger hatten wir gezeigt, dass lediglich 16 Seiten einen „Alles ablehnen“-Button auf der ersten Seite des Cookie-Dialoges anbieten. Nur vier von hundert machten die Verweigerung zum Tracking so einfach wie die Zustimmung.

Doch auch wir konnten einen positiven Effekt unserer Recherche feststellen: Von uns kritisierte Medien wie die taz oder das Redaktionsnetzwerk Deutschland veränderten ihre Cookie-Banner und bieten inzwischen einen „Alles ablehnen“-Button an.

Auch noyb führt die nun festgestellten Verbesserungen auf den öffentlichen Druck durch die Abmahn-Kampagne zurück und sieht sich in dem gewählten Vorgehen bestätigt. „Wir haben schon nach wenigen Monaten bemerkt, dass Webseiten illegale Designs ändern“, sagt die Datenschutzjuristin Ala Krinickytė. Eineinhalb Jahre später könne man eine deutliche Verhaltensänderung sehen, „auch auf Seiten die wir nie kontaktiert haben“. Man erlebe eine „klassische generalpräventive Wirkung“, so Krinickytė.

noyb kündigt Ausweitung der Kampagne an

Noybs Beschwerdewelle sei zudem von stärkeren Aktivitäten der Datenschutzbehörden flankiert worden. So hat etwa die französische CNIL dem US-Konzern Google vorgeschrieben, einen „Alles Ablehnen“-Button einzuführen. Dies sei von vielen Unternehmen ebenfalls als Zeichen gesehen worden, ihre Banner anzupassen. Insbesondere in Frankreich habe dies zu messbaren Verbesserungen geführt, so noyb.

Neue Browser-Erweiterung entfernt Cookie-Banner

Die Nichtregierungsorganisation will sich mit dem Erreichten jedoch nicht zufriedengeben und kündigt weitere Beschwerden an, um irreführende Cookie-Banner loszuwerden. So habe sich das Projekt bislang auf Seiten konzentriert, die den Einwilligungsdienst OneTrust verwenden. Künftig wolle man auch andere Dienstleister in den Blick nehmen. Außerdem will noyb die genutzte Analyse-Software ausbauen, um auch andere Datenschutzverstöße automatisiert aufspüren zu können.

„In einer Gesellschaft halten sich die meisten Menschen normalerweise an das Gesetz“, kommentiert Ala Krinickytė von noyb die Situation. „Im Datenschutz fehlt das oft – kann aber anscheinend durch öffentlich wahrnehmbare Durchsetzung durchaus erreicht werden.“


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