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„Zephyr“ von Airbus: Stratosphärendrohne schlägt eigenen Rekord

Seit 42 Tagen ist der unbemannte Segler von Airbus ohne Unterbrechung unterwegs. Kein Flugzeug war derart lange ohne Treibstoffzufuhr in der Luft. Als fliegender Internetknoten könnte die Drohne 250 Mobilfunkmasten ersetzen. Interesse gibt es aber vor allem beim Militär.

Das Luftfahrzeug im Flug über einer Startbahn, darunter mehrere Personen, im Hintergrund Berge und Dunst.
Tests des unbemannten Solarseglers im vergangenen Jahr. Airbus

Der Solarsegler „Zephyr“ bricht bei einem Testflug weitere Rekorde. Die am 15. Juni gestartete Drohne ist mittlerweile 42 Tage in der Luft, damit wird die Marke von 26 Tagen aus dem Jahr 2018 weit übertroffen. Wie damals erfolgt der Test über einem Gelände des US-Heeres in Yuma, die Stadt in Arizona gilt als die sonnigste der Welt. Theoretisch kann das unbemannte Flugzeug monatelang ohne Wartung ununterbrochen fliegen.

Mit den Tests wollen Airbus und das Militär die Haltbarkeit der Drohne, der Elektromotoren sowie die Satellitenkommunikation erproben. An den Flügen sind militärische Einheiten für Nachrichtendienst, Überwachung und Aufklärung und verschiedene Kampfkommandos beteiligt.

Ein Drittel des Gewichts für Batterien

Der „Zephyr“ mit seinem skelettartigen Rumpf ist aus leichten Kohlefaser-Verbundwerkstoffen gefertigt. Die Flügel mit einer Spannweite von 25 Metern bestehen aus Solarzellen, Airbus beschreibt die Flüge deshalb als CO2-neutral.

Die Drohne fliegt in der Stratosphäre, womit Höhen über 15 Kilometern mit dünner Luft bezeichnet werden. Dort befinden sich die Luftfahrzeuge über dem atmosphärischen Wetter und dem herkömmlichen Luftverkehr.

Der „Zephyr“ gilt als die erste stratosphärische Drohne dieser Art und gehört zur Klasse der sogenannten Höhenplattformen (High-Altitude Pseudo-Satellites – HAPS). Andere Rüstungskonzerne wie Thales setzen hierzu stattdessen auf zeppelinartige Systeme.

Erster Flug im internationalen Luftraum

Die aktuellen Tests finden vorwiegend im Luftraum über den Vereinigten Staaten statt, die Route ist über Webseiten wie Flightradar24 nachzuverfolgen. Demnach beschreibt der Autopilot mit seiner Route Worte wie „Hello“ oder „Army“ oder zeichnet Symbole wie eine Hand.

Anfang Juli flog die Drohne über dem mexikanischen Golf auch bis nach Belize und wieder zurück nach Arizona. Dabei soll es sich um den ersten Einsatz im internationalen Luftraum und über Wasser gehandelt haben.

Der jetzige Flug erfolgt mit einem „Zephyr 8“, der etwas größer ist als die Vorgängerversion. Insgesamt wiegt das System rund 75 Kilogramm, davon entfällt etwa ein Drittel auf die Batterien, die bei Tageslicht aufgeladen werden, um den Flug über Nacht zu ermöglichen. Die Nutzlast soll fünf Kilogramm betragen, bei dem „Zephyr 7“ war es gerade einmal die Hälfte.

Für Militär, Grenztruppen und „Smart Cities“

Airbus bewirbt die Drohne für Überwachungs- und Aufklärungszwecke durch das Militär, dort könnte die Drohne Konvois begleiten oder gegnerische Kommunikation abhören. Weitere Einsatzformen wären die Umweltbeobachtung oder Einbindung in „Smart Cities“. In einem Werbefilm zeigt Airbus außerdem die Nutzung zur Grenzüberwachung, ein Zweck, den auch die EU-Grenzagentur Frontex derzeit untersucht.

Nach dem Start und dem Aufstieg in die Stratosphäre soll der „Zephyr“ innerhalb von acht Stunden zum gewünschten Ort navigieren können, der Tausende von Kilometern entfernt sein kann. Mit an Bord befindlichen hochauflösenden Kameras lässt sich ein Bereich von 20 mal 30 Kilometern beobachten. Möglich ist auch die Ausrüstung mit Radar-, Lidar- und Infrarottechnologien sowie Hyperspektralsensoren.

Außerdem soll der „Zephyr“ als Relais eingesetzt werden können, um Signale zwischen anderen Flugzeugen und Bodenstationen zu übertragen, wenn diese keine Sichtverbindung haben. Laut Airbus wären diese „Konnektivitätsdienste“ eine Alternative und Ergänzung zu terrestrischen und satellitengestützten Lösungen.

Reichweite von 250 Mobilfunkmasten

Ebenfalls im Gespräch ist die Nutzung als fliegender Internetknoten. Der „Zephyr“ könnte abgelegene Gebiete an das Internet anschließen oder die Reichweite vorhandener Netze erweitern. Airbus zufolge entspricht die Abdeckung des Systems 250 Mobilfunkmasten.

Für die kommenden Wochen ist ein zweiter Flug eines „Zephyr“ geplant, dieser soll über den Pazifischen Ozean führen. Der Test ist vorwiegend militärischer Natur und soll die Fähigkeit untersuchen, eine vom US-Heer entworfene Nutzlast über mehrere Kommandostellen zu befördern.

Airbus hat die Entwicklung des „Zephyr“ 2013 von der Firma QinetiQ aus Großbritannien übernommen. Zu den ersten Kund:innen gehörte das britische Verteidigungsministerium, das inzwischen mehrere Systeme bestellt hat.


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