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Unfollow Everything: Facebook verbannt Entwickler

Facebook soll einen Entwickler aus dem sozialen Netzwerk geworfen haben, weil dem Unternehmen seine Browser-Erweiterung „Unfollow Everything“ nicht gefiel. Mit dem Tool konnte man allen verknüpften Accounts „entfolgen“, ohne sie aus der Freundesliste zu entfernen.

Ziel sei es gewesen, schrieb der Entwickler Louis Barclay bei Slate, dadurch den eigenen News Feed zu leeren. Für ihn habe sich dieser als abhängig machender Zeitfresser erwiesen, mit der Erweiterung wollte er sich wieder etwas Kontrolle zurückholen.

Facebook sah das ähnlich, nur von der anderen Seite. Die Erweiterung verstoße gegen die Geschäftsbedingungen des Unternehmens, hieß es in einem Anwaltsschreiben aus dem Juli. Sie schalte „unautorisierte Funktionalität“ frei und behindere, so die Anwaltskanzlei, die „intendierte Funktionsweise“ des sozialen Netzes.

Bekanntlich besteht diese darin, Nutzer:innen so lange wie möglich auf dem Online-Dienst zu halten, ihnen so viele Inhalte wie möglich anzuzeigen und mit den eingeblendeten Werbeanzeigen Milliardensummen zu verdienen. Eine kostenlose Erweiterung, die den News Feed ausräumt, stört dieses Geschäftsmodell.

Forschung behindert

Pikant ist auch die Tatsache, dass der Entwickler eine Kooperation mit der Universität Neuchâtel in der Schweiz gestartet hatte. Die Forscher:innen wollten herausfinden, ob Nutzer:innen weniger Zeit auf Facebook verbringen, wenn der News Feed fehlt und ob sich das in ihrem Wohlbefinden niederschlägt.

In den vergangenen Monaten ging Facebook wiederholt gegen Forschungsprojekte rund um das soziale Netz vor, unter anderem gegen ein Projekt einer New Yorker Universität, welches die Ausbreitung von Desinformation auf der Plattform untersucht hatte. Auch die deutsche Nichtregierungsorganisation AlgorithmWatch erhielt ein Schreiben des Konzerns und musste daraufhin eine Studie zum Instagram-Algorithmus einstellen.

Whistleblowerin fordert mehr Transparenz

Erst letzte Woche machte die Whistleblowerin Frances Haugen weltweit Schlagzeilen. Die ehemalige Facebook-Mitarbeiterin ging mit internen Studien des Unternehmens an die Öffentlichkeit, welche die negativen Nebenwirkungen des Online-Dienstes belegen sollen. Facebook halte die Ergebnisse jedoch unter Verschluss und ändere wider besseres Wissen nichts an seinem Geschäftsmodell, um den Profiten nicht zu schaden, so Haugen.

Ein gesetzlich verbrieftes Recht auf den Zugang ist Teil des geplanten Digital Services Act auf EU-Ebene. Auch die jüngste Novelle des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes enthält solche Vorgaben, allerdings beschränken sich diese auf die Erforschung von Hassrede. Damit soll ein blinder Fleck der Internetregulierung geschlossen werden: Außer den Anbietern selbst weiß niemand so recht, wie die sozialen Netze eigentlich funktionieren.


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