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Privatsphäre: Apple fällt um

Umgefallener Becher und Konfetti

Da hat sich Apple nun über Jahre einen Ruf aufgebaut, eine Bastion der Privatsphäre und des Datenschutzes zu sein – und jetzt das: Das Unternehmen plant, alle Bilder in seinen Betriebssystemen zu durchleuchten. Damit verschafft sich Apple Zugang zu den Dateien der Nutzer:innen – um dort nach Darstellungen von Kindesmissbrauch zu suchen.

Nun ist der Kampf gegen die Verbreitung von Missbrauchsbildern ein ehrenwerter und wichtiger, doch Apple schafft mit dem System eine weltweite Infrastruktur für Überwachung und Zensur. Direkt auf den Smartphones und Rechnern seiner Kund:innen. Denn dort will der Konzern auf den digitalen Speichern nach Bildern suchen und diese mit einer Datenbank abgleichen. Schlägt das System bei mehreren Bildern an, sendet es die inkriminierten Inhalte an Apple, dort schaut ein Mensch über die Ergebnisse und meldet den Fall gegebenenfalls an eine zuständige Stelle, welche dann die Polizei einschaltet.

Schaffung einer Überwachungsinfrastruktur

Wir alle wissen, dass einmal eingeführte technische Möglichkeiten und Infrastrukturen zu mehr Begehrlichkeiten und Forderungen nach deren Nutzung führen. Eine Infrastruktur, die nach so genannter Kinderpornografie suchen und diese melden kann, die kann auch nach jedem anderen Inhalt suchen und diesen melden.

Apple kooperiert heute schon mit Diktaturen, indem es Privatsphäre-Features explizit nicht in China anbietet und dort zehntausende Apps nicht verfügbar sind. Hier war Apple das Geschäft schon immer wichtiger als Privatsphäre und Menschenrechte. Und nun könnte China auch ein Staat werden, der bei Apple demnächst anklopft und die neuen Funktionen auch für ganz andere Themen der Zensur und Überwachung nutzen wollen wird.

Büchse der Pandora

Und wir müssen gar nicht nach China gehen, um zu sehen, dass das Durchsuchen privater Kommunikation auch in Demokratien kein Tabu mehr ist. Die Europäische Union hat jüngst entschieden, dass Messenger die Inhalte der Chats durchleuchten dürfen, um nach Missbrauchsdarstellungen zu suchen. Diese umstrittene Regelung könnte in Zukunft sogar verpflichtend werden.

Das beste Prinzip in Sachen Privatsphäre ist, wenn Unternehmen die Inhalte ihrer Kund:innen nicht kennen und sie wegen wirksamer Verschlüsselung gar nicht kennen können. Apple hat heute schon einen Schlüssel, mit dem es in iCloud geladene Dateien entschlüsseln kann. Mit der neuen Struktur kann Apple nun auch Inhalte auf dem Gerät selbst durchsuchen und im Fall eines Treffers Inhalte aus dem System herausschicken.

Wenn Apple seine Pläne für zunächst US-amerikanische Kund:innen umsetzt, öffnet es die Büchse der Pandora und etabliert ein System, das zu mehr Zensur und Überwachung führen wird. Es ist sowieso eine Unverschämtheit großer Konzerne wie Apple, dass sie eigenmächtig den gesellschaftlichen Konsens, dass private Kommunikation auch privat ist, einfach so verschieben können. Wir sollten ihnen solche Entscheidungen nicht durchgehen lassen.


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