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Twitter/X: EU-Kommission will nicht mehr bei Musk werben

Kurz nach dem Skandal im eigenen Haus beendet die EU-Kommission ihre Werbeaktivitäten auf Twitter/X. Begründet wird dies mit möglicher Desinformation und Reputationsschäden. Auch andere Werbekunden springen ab.

Ylva Johansson
EU-Innenkommissarin Ylva Johansson kam jüngst wegen einer Werbekampagne auf Twitter in Erklärungsnot. (Archivbild) – Alle Rechte vorbehalten IMAGO / CTK Photo

Die Europäische Kommission hat beschlossen, vorübergehend nicht mehr auf der früher als Twitter bekannten Plattform X von Elon Musk zu werben. Das berichtet Politico.eu unter Berufung auf einen internen Vermerk aus der Kommission, der dem Medium vorliegt. In diesem Vermerk soll von „Bedenken hinsichtlich der Verbreitung von Desinformationen“ die Rede sein.

In diesem Vermerk, der laut Politico an alle Dienststellenleitungen und Generaldirektoren verschickt wurde, sagte die stellvertretende Chefsprecherin der Kommission, Dana Spinant, dass Desinformationen auf X, insbesondere in Bezug auf den Krieg zwischen Israel und Hamas, die Institution dazu veranlasst hätten, „zu empfehlen, die Werbung auf dieser Plattform bis auf weiteres auszusetzen, um das Risiko eines Reputationsschadens für die Kommission zu vermeiden“. Die EU-Kommission bestätigte den Werbestopp auf einer Pressekonferenz. Die Nutzung von den Accounts der Kommission auf X sei davon allerdings nicht betroffen.

Ärger wegen Twitter-Werbung aus der EU-Kommission

Kein Bezug stellt die Kommission zu der jüngsten Werbe-Affäre der Innenkommissarin Ylva Johansson her. Die hatte im September politisches Mikrotargeting genutzt, um für ihre Chatkontrolle-Verordnung zu werben. Neben den irreführenden Inhalten der Werbung war auch die Art und Weise der Schaltung umstritten.

In der Kampagne wurde die Werbung in Ländern ausgespielt, die im EU-Rat gegen die Verordnung sind, und die Ausspielung zusätzlich nach politischen und religiösen Kriterien gefiltert. Das Instrument des Mikrotargeting ist umstritten, weil es Datenschutzgrundsätze verletzt und Möglichkeiten der politischen Manipulation eröffnet. Deswegen will die EU dieses Instrument eigentlich strenger regulieren.

Johansson hatte die Werbung erst verteidigt, später bei einer Anhörung vor dem EU-Innenausschuss LIBE aber gesagt, dass sie keine Kenntnis über Details der Kampagne gehabt hätte. Die EU-Kommissarin beteuerte, dass die Kampagne intern untersucht würde. Mittlerweile gibt es zu dem Fall eine Voruntersuchung des europäischen Datenschutzbeauftragten und ein Beschwerdeverfahren der Datenschutzorganisation noyb.

Twitter springen bekannte Werbekunden ab

Musks Plattform hat derzeit bei den Werbekunden mit einer Abwanderung bekannter Marken und Unternehmen zu kämpfen. Zuletzt hatten Marken wie Apple, IBM, Disney, Warner Brothers, Paramount Global und Sony ihren Rückzug aus dem Werbegeschäft auf der Plattform angekündigt.

Der Rückzug der Werbekunden geschieht einerseits nach einem Tweet, in dem Musk eine antisemitische Verschwörungsideologie begrüßte und Werbungen großer Firmen im direkten Umfeld von Nazi-Inhalten auf X gezeigt wurden. Auch das Weiße Haus kritisierte Musks Antisemitismus.


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