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„Rückgrat der Suchmaschine“: Mehr Lohn für Arbeiter*innen hinter den Kulissen von Google

Hinter den Ergebnissen der Google-Suche steckt die Klickarbeit tausender Arbeiter*innen, die nicht direkt bei Google angestellt sind. Ihre Bezahlung sei ein „Hungerlohn“, beklagt eine US-amerikanische Gewerkschaft. Jetzt hat sie einen Sieg errungen.

Das Logo der Alphabet Workers Union im Vordergrund, im Hintergrund ein Bild der Google-Hauptzentrale in Kalifornien.
Die Alphabet Workers Union schaut dem Tech-Riesen aus Kalifornien seit Januar 2021 offiziell auf die Finger. – Alle Rechte vorbehalten Logo: Alphabet Workers Union; Google-Zentrale: Imago / Christian Offenberg; Montage: netzpolitik.org

Eine Gewerkschaft von Google-Beschäftigten hat eine Lohnerhöhung für gering bezahlte Beschäftigte durchgerungen – nach eigenen Angaben die erste ihrer Art. Sie ist das Ergebnis monatelanger Bemühungen. Jetzt erhalten seit Januar einige Beschäftigte, die im Auftrag von Google arbeiten, bis zu 45 Prozent mehr Lohn, wie das US-amerikanische Magazin Forbes unter Berufung auf interne E-Mails berichtet.

Konkret geht es um sogenannte „Rater“, die Bezeichnung kommt vom englischen Wort „rate“, bewerten. Die Rater trainieren und optimieren den Algorithmus hinter Googles Suchmaschine. Es geht um Tausende Menschen, die mit ihrer Klickarbeit das Milliardengeschäft der meistgenutzten Suchmaschine am Laufen halten.

Die Gewerkschaft namens Alphabet Workers Union vertritt nicht nur Angestellte von Google und der Konzernmutter Alphabet, sondern auch Beschäftigte, die über externe Unternehmen für Google arbeiten. Bislang profitieren von der Lohnerhöhung wohl nur Rater des Unternehmens Appen; laut Forbes sind das geschätzt 3.000 bis 5.000. Appen und Google haben sich gegenüber Forbes nicht zur Lohnerhöhung geäußert.

Die Menschen hinter den Kulissen

Google gibt an, dass weltweit etwa zehntausend Menschen für den Konzern als Rater arbeiten. Die Rater bewerten zum Beispiel, wie gut die Ergebnisse der Google-Suche zu einer Suchanfrage passen. Zähe Klickarbeit wie diese lagern Tech-Konzerne gerne an externe Unternehmen aus. Die Beschäftigung dort ist oft mit geringfügiger Entlohnung verbunden. Ein Rater aus dem US-Staat North Carolina sagte Forbes, dass er und seine Kolleg*innen das „Rückgrat der Suchmaschine“ seien.

Die Rater bei Appen sollen inzwischen bis zu 14,50 US-Dollar pro Stunde verdienen, berichtet das Forbes-Magazin. Das wäre immer noch unter dem Mindestlohn von 15 Dollar pro Stunde, den Google 2019 in einem Standard für seine erweiterte Belegschaft festgelegt hat. Eigentlich sollte dieser Standard schon 2020 umgesetzt werden, doch Google argumentierte bisher, dass Rater nicht unter die erweiterte Belegschaft fallen würden.

Im vergangenen Mai erhöhte die Alphabet Workers Union den Druck auf Google. In einem offenen Brief an einen Google-Manager schrieb sie, dass die Google-Mutter Alphabet einen Großteil der Gewinne durch die Suchmaschine erwirtschafte. „Aber wir als Rater (die ausschließlich für Google arbeiten) verdienen einen Hungerlohn“.

Die Alphabet Workers Union wurde Anfang 2021 gegründet. Im September 2022 hatte Alphabet, der Mutterkonzern von Google, knapp 190.000 Angestellte, die Gewerkschaft hat laut ihrer Webite dagegen bloß gut 1.100 Mitglieder. Der jüngste Erfolg dürfte der Gewerkschaft wohl Rückenwind geben. Parul Koul, geschäftsführende Vorsitzende der Alphabet Workers Union, sagte dem US-Magazin VICE: „Siege wie dieser verdeutlichen, dass Arbeitnehmer viel mehr erreichen können, wenn sie sich zusammenschließen.“

EU-Richtlinie soll Arbeiter*innen stärken

Die Verbesserung schlechter Arbeitsbedingungen in der Plattform-Ökonomie ist auch ein Thema für die Europäische Union. Sie arbeitet gerade an einer Richtlinie für Beschäftigte bei digitalen Plattformen. Nach Schätzung der EU-Kommission betrifft das 28 Millionen Menschen in der EU. Inzwischen gibt es hierzu eine Position eines zuständigen Ausschusses im EU-Parlament, die für die kommenden Verhandlungen wichtig wird.

Die Menschenrechts-Organisation „Human Rights Watch“ (HRW) begrüßt die Position des Ausschusses. Betroffene Beschäftigte würden dann nicht länger als Selbstständige mit weniger Rechten eingestuft werden, sondern als Beschäftigte der Plattformen selbst. Auf diese Weise könnten sie von den großen Plattformen mehr Rechte beanspruchen. HRW kritisiert schon länger, dass sogenannte Gig-Worker nicht wirklich selbstständig seien.

Über die geplante Richtlinie wird nun weiter in Parlament und Ministerrat verhandelt. HRW fordert die EU auf, den durch die Richtlinie möglichen Schutz gegen Ausbeutung nicht abzuschwächen.


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