Ticker

6/recent/ticker-posts

Ad Code

Responsive Advertisement

Romantisierung und Stereotype: Organisation fordert „Apache“ zu Namensänderung auf

Eine Organisation indigener Informatiker:innen aus den USA fordert den Open-Source-Giganten „Apache Software Foundation“ dazu auf, seinen Namen zu ändern. Sie bemängeln einen Verstoß gegen Apaches Verhaltenskodex sowie kulturelle Aneignung.

Schild mit Logo der Apache Software Foundation
Im Logo der Apache Software Foundation ist eine Feder. CC-BY-SA 2.0 Drupal Association

Die Initiative „Natives in Tech“ ruft die „Apache Software Foundation“ dazu auf, ihren Namen zu ändern. In ihrem Blogpost vom 6. Januar 2023 begründen sie den Aufruf damit, dass die Nutzung des Namens „Apache“ kulturelle Aneignung sei und gegen den eigenen Verhaltenskodex der Stiftung verstoße.

Die gemeinnützige „Apache Software Foundation“ (ASF) wurde 1999 gegründet. Sie ist mit über 350 Projekten ein Vorreiter im Bereich Open Source. „Natives in Tech“ ist ein freiwilliges Netzwerk indigener Informatiker:innen, die unter anderem Konferenzen organisieren und an Open-Source-Technologie für indigene Communitys arbeiten.

Ein Name „aus Ehrfurcht und Wertschätzung“

In der Mitte des Logos prangt eine Feder, der Slogan verspricht „Community-Led Development the Apache Way“. Auf ihrer Website geht ASF tiefer auf die Idee hinter dem Namen ein, der von Gründer Brian Behlendorf stammt. Demnach soll der Name aus „Ehrfurcht und Wertschätzung gegenüber den Stämmen, die sich selbst als ‚Apache‘ beschreiben“ gewählt worden sein.

ASF verweist auf ein Video aus dem Jahr 2020 , das auch „Natives in Tech“ in ihrem Statement aufgreift. In diesem erklärt Behlendorf unter anderem, dass er eine Dokumentation über die „letzten Tage eines indigenen Amerikanischen Volkes namens ‚Apache'“ gesehen habe. Darin, wie sie der Invasion des Westens widerstanden, habe er seine eigene Mission im Kampf gegen Microsoft wiedergesehen. Der Name sei gewählt worden, weil er „aus romantischer Sicht“ gut funktioniere, und gleichzeitig ein Wortspiel mit „a patchy“ Server kreiert.

Zwei Hauptprobleme

In ihrem Statement schlüsselt „Natives in Tech“ schrittweise auf, warum diese Auffassung problematisch sei. Das erste Problem: die Ausradierung der indigenen Erfahrung. Dabei werde die Präsenz indigener Gruppen etwa abgelehnt oder unterlaufen.

Indem Behlendorf von „den letzten Tagen“ der Apache spricht, rechne er sie der Vergangenheit und nicht der Gegenwart zu. Das führe unter anderem dazu, dass er sich der Verantwortung entziehe, indigene Völker in der Gegenwart anzuerkennen. Aktuell gibt es acht staatlich anerkannte Bevölkerungsgruppen namens Apache in Oklahoma, New Mexico und Arizona.

Das zweite Problem: die Romantisierung indigener Kulturen. Eine solche statische Wahrnehmung einer in Wahrheit dynamischen Kultur spiele deren Erfahrung herunter und ignoriere deren Kampf und Schmerz. Unterstützung, die nur auf historischen Stereotypen beruhe, sei keine echte, so „Natives in Tech“.

Gegen den Verhaltenskodex

Diese Basis nutzen „Natives in Tech“ um zu argumentieren, dass ein Verstoß gegen ASFs eigenen Verhaltenskodex vorliege. Punkt 5 fordert, „Worte mit Sorgfalt zu nutzen“. Sie fordern von ASF die Verbundenheit, die sie im Verhaltenskodex ausdrücken, nun umzusetzen.

Der Name „Apache“ steht unter der Trademark der Open Source Foundation. Laut ASFs Website sei es in den letzten 25 Jahren noch zu keiner rechtlichen Auseinandersetzung mit indigenen Gruppen oder anderen Parteien bezüglich des Namens gekommen. Auch hier bemängeln „Natives in Tech“ die Argumentation. Im US-amerikanischen Justizsystem würden selten Fälle zugunsten indigener Gruppen entschieden. Die Folgen eines Urteils seien zu riskant und zu teuer für diese Communitys, so „Natives in Tech“.

Auf Anfrage von netzpolitik.org gibt ASF folgendes Statement: „Wir sehen die Sorgen von den indigenen Bevölkerungsgruppen und hören zu. Da wir eine von Freiwilligen geführte Non-Profit-Organisation sind, werden Änderungen viel Zeit in Anspruch nehmen, da sie sorgfältig mit Mitgliedern, dem Vorstand und dem Rechtsteam abgewogen werden müssen. Unsere Mitglieder suchen nach Alternativen, dies zu adressieren, aber momentan können wir nichts weiteres mitteilen“. Von „Natives in Tech“ haben wir bis zur Veröffentlichung dieses Artikels keine Antwort erhalten.


Die Arbeit von netzpolitik.org finanziert sich zu fast 100% aus den Spenden unserer Leser:innen.
Werde Teil dieser einzigartigen Community und unterstütze auch Du unseren gemeinwohlorientierten, werbe- und trackingfreien Journalismus jetzt mit einer Spende.

Enregistrer un commentaire

0 Commentaires