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KW 26: Die Woche nach dem vernichtenden Angriff auf reproduktive Rechte

– Fraktal, generiert mit MandelBrowser von Tomasz Śmigielski

Liebe Freund:innen von netzpolitik.org,

vor einer Woche haben wir im Chat der Redaktion gejubelt. Der Bundestag hatte gerade für die Abschaffung von Paragraf 219a StGB gestimmt und damit das Werbeverbot für Abtreibungen aufgehoben. Endlich eine gute Nachricht, Party-Emojis. Wenige Stunden später war alles anders. Breaking News der New York Times: „Der Oberste Gerichtshof hat das Urteil Roe v. Wade aufgehoben und damit das verfassungsmäßige Recht auf Abtreibung beseitigt.“ Die Entscheidung werde in etwa der Hälfte der USA zu einem vollständigen Verbot führen.

Ein Schritt vor, 100 Schritte zurück.

Was die Entscheidung bedeutet, hat meine Kollegin Rahel Lang am Samstag aufgeschrieben: Massiver Angriff auf reproduktive Rechte. In den USA hat das Recht zur Abtreibung bis zur 24. Schwangerschaftswoche keinen verfassungsrechtlichen Schutz mehr. Die Staaten beschließen nun eigene Abtreibungsgesetze. Für die USA heißt das Spaltung.  Wir werden Menschen sehen, „die gegen ihren Willen gezwungen werden, schwanger zu bleiben,“ prognostiziert Neesha Davé, stellvertretende Direktorin des Lilith Fund, eine Organisation für reproduktive Rechte. Menschen verlieren ein Recht, das sie sich einmal erkämpft haben. Eine neue alte Realität.

Was diese alte Realität so furchtbar neu macht: Digitale Überwachung trifft nun auch Schwangere und Menschen, die sich darüber informieren möchten. Apps mit Gesundheitsdaten wie Perioden-Tracker können Betroffenen zum Verhängnis werden. Ermittler:innen können auch den Browserverlauf als Beweis heranziehen, wenn darin Webseiten zu Abtreibungsmedikamenten auftauchen. Die Organisation Digital Defense Fund gibt Ratschläge, um den eigenen Browserverlauf zu schützen.

Nach dem Urteil des Supreme Court hat der Meta-Konzern schnell reagiert: Instagram und Facebook löschen plötzlich Hinweise über Schwangerschaftsabbrüche, sperren Beiträge zu Abtreibungspillen und versehen informative Posts mit Warnsymbolen. Die Mentalität eines Verbots.

Ich bin immer davon ausgegangen, dass in einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung das Prinzip „In dubio pro libertate“ gilt, im Zweifel für die Freiheit. „Das bedeutet, dass sich staatliche Verbote, insbesondere solche des Strafrechts, nicht von selbst verstehen,“ schreibt der Jurist und Philosoph Norbert Hoerster in „Ethik des Embryonenschutzes“. Nicht wer gegen ein Verbot ist, sondern wer für ein Verbot ist, muss argumentieren, warum es eingeführt werden sollte. Wir werden weiterhin reproduktive Rechte verteidigen.

Euch ein schönes Wochenende

Esther


Roe-Urteil gekippt: Massiver Angriff auf reproduktive Rechte

Nach einem historischen Urteil des Supreme Court werden die USA in zwei Hälften gespalten: Staaten, in denen ein Recht auf Abtreibung besteht und andere, in denen dies nicht mehr gilt. Aktivist:innen warnen vor verräterischen Datenspuren und geben Tipps, wie sich Betroffene im Netz sicher bewegen können. Von Rahel Lang –
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Maritime Überwachung: Spionagesatelliten im Frontex-Einsatz

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NS-Dokumente: Online-Archive gegen das Vergessen

Mit der Unterstützung von tausenden Freiwilligen und moderner Texterkennungssoftware entstehen digitale Archive über die Opfer und Überlebenden des Nationalsozialismus. Trotz technischen Herausforderungen lassen sich so bereits Millionen Namen online recherchieren. Von Rahel Lang –
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Überwachung in China: Totale präventive Kontrolle

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Krieg in der Ukraine: Drei Jahre Hausarrest für russischen Wikipedia-Editor

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Nach über einem Jahrzehnt ersetzt die Bundeswehr ihre 145 Quadrokopter durch ein überarbeitetes Modell. Es stammt von der gleichen Firma, ist faltbar und kann Ziele markieren. Das Gesamtsystem im Rucksack wiegt 15 Kilogramm. Von Matthias Monroy –
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Kindgerecht per Knopfdruck: Verbände watschen Jugendschutz-Pläne der Länder ab

Erstmals sollen auch Anbieter von Betriebssystemen den Jugendschutz im Netz durchsetzen. Das planen die Länder im neuen Staatsvertrag für Jugendmedienschutz. Branchenverbände halten das für Unfug. Von Sebastian Meineck –
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Europol in der Kritik: Zuviel Daten, zu wenig Aufsicht

Die überarbeitete Europol-Verordnung gibt der EU-Polizeiagentur viele neue Mittel in die Hand. Doch die Aufsicht darüber ist mangelhaft, kritisiert der EU-Datenschutzbeauftragte Wojciech Wiewiórowski. Von Tomas Rudl –
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Intransparenz: Von der Leyens Chats zu Impfstoff-Deal bleiben geheim

Hat Pfizer die EU beim Milliardendeal für Covid-Impfstoffe über den Tisch gezogen? Die Antwort könnten Chats von Kommissionspräsidentin Von der Leyen liefern. Aber die EU will sie nicht herausgeben. Kritiker:innen sehen das Recht auf Zugang zu Informationen in Gefahr. Von Alexander Fanta –
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Keine Privatsache: Gebt die Chats von Ursula von der Leyen frei

Was die Mächtigen in Europa per Handy verhandeln, ist historisch. Aber immer noch verbergen Politiker:innen wie Ursula von der Leyen ihre offiziellen Chats und SMS vor der Öffentlichkeit. Dieser Verstoß gegen die Grundrechtecharta der EU muss enden. Ein Kommentar. Von Alexander Fanta –
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Ethik der Biometrie: Microsoft gesteht Missbrauchsgefahr von Gesichtserkennung ein

Microsoft will künftig keine Gesichtserkennungstools mehr anbieten, die Alter, Geschlecht und emotionalen Ausdruck bestimmen sollen. Bei der Entscheidung dürfte auch die hohe Fehleranfälligkeit der Technologie eine Rolle gespielt haben. Von Esther Menhard –
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Nachhaltige Produkte: Wir müssen über geistiges Eigentum reden

Eine Initiative der EU-Kommission für nachhaltige Produkte möchte für mehr reparierbare und wiederverwendbare Geräte sorgen. Ein Produktpass soll die Anreize schaffen. Doch das reicht nicht, kommentiert Maximilian Voigt. Für konsequente Nachhaltigkeit braucht es mehr Offenheit in der Technologieentwicklung und eine Debatte zu geistigem Eigentum. Von Gastbeitrag, Maximilian Voigt –
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Geleakter Bericht: EU-Kommission nimmt hohe Fehlerquoten bei Chatkontrolle in Kauf

Bei der geplanten Chatkontrolle werden Ermittler:innen irrtümliche Treffer sichten müssen, denn selbst die EU-Kommission rechnet mit falschen Alarmen. Hinter verschlossenen Türen hat sie auf Fragen der Mitgliedstaaten reagiert. Wir veröffentlichen das Dokument im Volltext. Von Sebastian Meineck, Markus Reuter –
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Aufhebung von Roe v. Wade: Meta zensiert Beiträge zu Abtreibungen

Nach dem Ende des bundesweiten Rechts auf Abtreibung in den USA hat Meta schnell reagiert. Seitdem löschen Instagram und Facebook Hinweise über Schwangerschaftsabbrüche und sperren Beiträge zu Abtreibungspillen. Der Tech-Konzern gesteht Fehler ein. Von Rahel Lang –
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Europäische Verbraucherorganisationen holen zu einem gemeinsamen Schlag gegen Google aus. In mehreren Ländern wird sich Google für seine Datensammelwut rechtfertigen müssen. Von Esther Menhard –
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In eigener Sache : Daniel Leisegang macht neues Chefredaktionsteam bei netzpolitik.org komplett

Ab August wird Daniel Leisegang gemeinsam mit Anna Biselli die Redaktion von netzpolitik.org leiten. Wir freuen uns sehr, dass das Zweierteam für die Chefredaktion damit vollständig ist. Beide lösen den langjährigen Chefredakteur und netzpolitik.org-Gründer Markus Beckedahl ab. Von netzpolitik.org –
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