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Hacker:innen-Kollektiv: Staat soll Online-Tool für Schnelltests unterstützen

Schnelltests im Test
Taugt mein Schnelltest etwas? Mit dem Tool lässt sich das herausfinden. – Foto: Pixabay/ Shutter_Speed, Screenshot: schnelltest.de, Bearbeitung: netzpolitik.org

Das neue Angebot schnelltesttest.de wird wohl sehr gut angenommen: Auf der Webseite können Menschen mit dem Smartphone den Strichcode von gängigen Schnelltests einscannen und damit herausfinden, ob der Schnelltest Corona-Infektionen zuverlässig erkennt. Dieses Wissen stammt aus einer Untersuchung des Paul-Ehrlich-Instituts, das in Deutschland Arzneimittel und Impfstoffe prüft. Dabei kam heraus, dass einige Schnelltests selbst bei einer hohen Viruslast versagen.

Das Hacker:innen-Kollektiv Zerforschung hatte aus der unübersichtlichen Liste des Bundesinstituts einen interaktiven Service gebaut – und die Zugriffszahlen explodieren.

Weil Zerforschung keine detaillierten Daten erhebt, kann man die Anzahl der Nutzer:innen nur schätzen. Einmal den Service aufzurufen braucht nach Angaben von Zerforschung weniger als 1 Megabyte. Die seit gestern auf den Servern abgerufene Datenmenge beläuft sich derzeit auf mehr als 200 Gigabyte. Das bedeutet, dass der Dienst mindestens 200.000 Mal seit dem Start des Projekts am Donnerstag benutzt wurde. Gleichzeitig haben 5.000 Menschen eine E-Mail an Zerforschung geschrieben, vor allem, um noch nicht bekannte Strichcodes zu melden und so das Online-Tool zu verbessern.

„Sollte nicht am Ehrenamt hängenbleiben“

Zerforschung freut sich über das große Interesse am Projekt, hat aber auch Kritik an staatlichen Stellen. Das Paul-Ehrlich-Institut erfülle mit der Evaluation der Schnelltests eine wichtige Aufgabe, jedoch müssten die Ergebnisse auch zugänglich sein. Ein nicht barrierefreies PDF sei nicht genug, so die Aktivist:innen gegenüber netzpolitik.org:

Es braucht auf der einen Seite maschinenlesbare Daten, damit Projekte wie schnelltesttest.de schneller umgesetzt werden können. Auf der anderen Seite müssen die Daten einfach nutzbar gemacht werden. Dazu braucht es einen Kompetenzaufbau in der Verwaltung, damit solche Produkte dort direkt selbst entstehen können.

Das Angebot hätten mittlerweile staatliche Stellen zwar empfohlen, auf die Hacker:innen zugekommen sei bislang allerdings noch niemand. „Das finden wir schade, denn eigentlich sollten Angebote wie dieses direkt von staatlichen Stellen bereitgestellt werden“, so Zerforschung gegenüber netzpolitik.org. „Das sollte nicht immer an der Zivilgesellschaft im digitalen Ehrenamt hängen bleiben.“

„In kompetente staatliche Strukturen überführen“

Es sei kein langfristig nachhaltiges Modell, dass so ein wichtiges Projekt von einer Gruppe von Ehrenamtlichen betrieben wird, so Zerforschung weiter. „Wir fordern daher, dass das Projekt in kompetente staatliche Strukturen überführt wird oder wir zumindest adäquat unterstützt werden.“ Die Community habe bereits vorgeschlagen, den Service in die Corona-Warn-App zu integrieren. Hier liege der Ball jetzt bei SAP, T-Systems und dem Bundesgesundheitsministerium, die für die Corona-Warn-App verantwortlich sind. Der Programmcode des Schnelltest-Tests ist öffentlich und frei verwendbar, er kann direkt genutzt werden.

Das Hacker:innen-Kollektiv zeigt sich in seiner Erklärung dankbar, dass mittlerweile 5.000 Menschen Fotos von Tests gesendet haben, die das Online-Tool noch nicht erkannt hat. Auch hätten Menschen geholfen, die Seite zu verbessern. „Außerdem wollen wir uns bei unserem Hoster Uberspace für die enorme Menge des verursachten Traffics entschuldigen und sind dankbar, dass sie erneut einem zivilgesellschaftlich-relevanten Projekt ermöglichen zu existieren.“ 


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