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Tinder: Nur noch verifizierte Liebe, bitte!

Ein rotes Herz aus Nullen und Einsen erscheint auf einem Bildschirm.

Tinder ist eine der beliebtesten Online-Dating-Plattformen weltweit. Die App möchte dabei auf ein respektvolles Verhalten der Nutzer:innen achten. Die eigene Identität zu verfälschen, ist deswegen verboten, so steht es in den Community-Richtlinien festgeschrieben. Vor wenigen Tagen verkündete Tinder in einem Blogeintrag ein neues Vorhaben, um die Sicherheit der Nutzer:innen zu erhöhen: die weltweite Verifikation der Accounts mit Hilfe offizieller Ausweisdokumente.

Die Dating-App plant die neue Funktion innerhalb der nächsten Monaten anzubieten. Welche Dokumente die App akzeptiert, etwa den Personalausweis oder Pass, ist je nach Land unterschiedlich und soll laut Tinder noch erprobt werden. Nach einer erfolgreichen Überprüfung der Identität, will Tinder den Verifikationsstatus auf dem Profil sichtbar machen. 

Die Identitätsüberprüfung sei vorerst freiwillig – es sei denn, gesetzliche Vorgaben des Landes schreiben sie vor. So müssen Tinder-Nutzer:innen in Japan schon seit 2019 ihre Volljährigkeit nachweisen. In einer Stellungnahme verspricht das Unternehmen, die vorliegenden Daten nur zu nutzen, um das Alter zu überprüfen und sie nach 90 Tagen zu löschen. Wie lange und in welcher Weise Tinder die Daten für die geplante ID-Verifikation speichern möchte, geht aus seiner aktuellen Mitteilung nicht hervor. 

Freigabe der Identität führt nicht immer zu mehr Sicherheit

Bisher konnten sich Dating-Willige allein mit einer Mobilfunknummer auf Tinder registrieren und damit ihre Identität weitestgehend versteckt halten. Diese Anonymität ist besonders für die Menschen von Vorteil, die von Diskriminierung betroffen sind, etwa aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität. Die gleichgeschlechtliche Liebe ist in 70 Ländern der Welt kriminalisiert.  

Seit letztem Sommer gibt es deswegen die Möglichkeit, eine „Reisewarnung“ auf Tinder zu aktivieren. Die App veröffentlicht dann nicht mehr automatisch die Profile queerer Nutzer:innen, sobald sich diese in den entsprechenden Ländern befinden. Der Status einer erfolgreichen Identitätsverifikation bleibt damit allerdings auch ein Privileg jener, die sich nicht vor einer möglichen Kriminalisierung fürchten müssen.  

Auch Tinder erkennt an, dass die geplante Funktion nicht gleichermaßen zu einem höheren Sicherheitsgefühl aller Nutzer:innen beiträgt. In seiner Mitteilung äußert sich die Match Group, der Tinder gehört, mit den Worten:

Wir wissen, dass Menschen, in vielen Teilen der Welt und in traditionell marginalisierten Gemeinschaften, zwingende Gründe dafür haben können, ihre reale Identität nicht mit einer Online-Plattform teilen zu können oder zu wollen.

Allerdings bleibt unklar, wie genau Tinder diese Diskrepanz zwischen dem Schutz von diskriminierten Personen und der kommenden Identitätsprüfung angehen möchte.

Deutsche Debatte um die Identifizierungspflicht im Netz

Der Beschluss von Tinder knüpft an eine Debatte um Identitätsprüfung im Netz an, die in Deutschland bereits geführt wird. Besonders das Innenministerium diskutiert schon länger über eine Identifizierungspflicht auf Sozialen Netzwerken. Dabei dient vor allem die Bekämpfung von Hassrede und Gewalt im Internet als Begründung. So möchte Innenminister Horst Seehofer eine Personalausweis-Pflicht für Messenger-Dienste wie Signal oder Telegram einführen.


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