Informationen sollten für alle überall weltweit verfügbar sein – das war die Vision der Macher des World Wide Web. Heute, über dreißig Jahre später, ist das alles andere als einfach: Es gibt Milliarden von Websites, sodass die Nutzer oft auf Hilfsmittel wie Suchmaschinen angewiesen sind, wenn sie finden wollen, was sie interessiert. Gleichzeitig geben sie immer mehr Kontrolle über ihr Surfverhalten ab, besonders in den sozialen Medien.
Das Internet ist auch längst nicht mehr so frei, wie es die ersten Entwickler geplant hatten: Gerade in autokratischen Staaten sind viele Websites gesperrt. Doch auch ohne Zensur verschwinden täglich unzählige Informationen aus dem Netz oder lassen sich nicht mehr finden.
Doch in den vergangenen dreißig Jahren wurden auch Milliarden von Seiten vor dem Vergessen gerettet. Dem Internet Archive sei Dank. Wisst Ihr noch, wie die Google-Startseite im Jahr 2000 aussah? Die Wayback Machine des Internet Archives weiß es. Und nicht nur das gibt es zu feiern: Seit mittlerweile 25 Jahren speichert das Archiv Informationen, frei für alle. Herzlichen Glückwunsch!
Schon 600 Milliarden Websites gespeichert
Als der US-amerikanische Informatiker Brewster Kahle 1996 das Internet Archive in San Francisco gründete, hatte er das Ziel, eine allumfassende, öffentlich zugängliche digitale Bibliothek aufzubauen. Ob sie wirklich allumfassend ist, kann natürlich niemand sagen, aber gigantisch groß ist sie allemal. Bis heute wurden fast 600 Milliarden Websites gespeichert.
Wie es sich für eine gut sortierte Online-Bibliothek gehört, kann man auch andere Medien anschauen oder ausleihen – größtenteils lizenzfreie Produkte. Unter anderem 28 Millionen Bücher, Magazine oder Texte, sieben Millionen Filme und Videos, vier Millionen Bilder und 13 Millionen Podcasts, Hörbücher, Musikdateien und andere Tonaufnahmen. Außerdem gibt es lizenzfreie Software, Konzertmitschnitte und TV-Sendungen zum Ausleihen. Alle Dateien zusammen sind 70 Petabyte groß. Das ist eine Zahl mit 16 Nullen. Wahnsinn!
Viele Dateien und Website-Kopien haben die Nutzer selbst hochgeladen. Brewster Kahle und seine Mitstreiter digitalisieren aber auch fleißig Dokumente. Manche stammen aus der Zeit, als es noch kein Internet gab. Man findet zum Beispiel ein Buch über die älteste Bibliothek der Welt in Mesopotamien im siebten Jahrhundert vor Christus.
Das Jubiläum wird im Oktober gefeiert
Zum Jubiläum wurden auch einige Geschichten hinter den Dokumenten veröffentlicht. Zum Beispiel ein Video mit der Widmung eines Nutzers, der gemeinsame Erinnerungen mit seiner verstorbenen Ehefrau hochgeladen hat, weil er sie mit der Öffentlichkeit teilen will. Oder die Geschichte einer Frau, die nach jahrelanger Suche mithilfe des Internet Archives herausfand, wie der Tango klingt, zu dem ihre Mutter in den 1930er-Jahren in ihrer Heimat Argentinien getanzt hatte.
Das Jubiläum des Internet Archives wird im Oktober gefeiert – natürlich digital. Am Freitag, den 22. Oktober, findet ein virtuelles Event statt. Dann wird Brewster Kahle von den Anfängen des Internet Archives berichten. Anschließend will Cory Doctorow einen Blick in die Zukunft wagen. Was werden wir in den nächsten 25 Jahren alles dank des Internets erfahren?
Das hängt auch davon ab, ob die Nutzer das Internet Archive weiter engagiert pflegen. Ob sie Websites speichern, auf denen man Informationen findet, die eigentlich niemand sehen sollte. Natürlich kommt es auch darauf an, ob das Archiv weiter von Millionen Menschen genutzt wird. Und es ist auch wichtig, dass Brewster Kahle und sein Team weitermachen.
Websites können mit einem Klick gespeichert werden
Wer dem Archiv helfen möchte, kann entweder Geld spenden oder mit einem Klick die Kopie einer Website speichern. Das geht am einfachsten mit der Browser-Erweiterung der Wayback Machine. Ist sie installiert, erscheint der „Save page now“-Button. Den einmal drücken und schon ist die Seite gespeichert.
Die Wayback Machine zeigt auch, dass sich die Website des Internet Archives gefühlt seit Jahren kaum verändert hat. Sie strahlt immer noch den funktionalen Charme der frühen 2000er aus: Der Hintergrund ist durchweg grau. Oben steht die übliche Kopfleiste mit den verschiedenen Kategorien, darunter zwei Suchfelder und dann kommen jede Menge gleichförmige Kacheln. Doch egal, wie lange die Seite noch so aussieht: Hauptsache, sie funktioniert.
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