Der zu Facebook gehörende Messenger WhatsApp hat ohne Angabe von Gründen die Accounts von mehreren Journalist:innen gesperrt, die aus dem Gaza-Streifen berichten. Die betroffenen Journalisten, die unter anderem für Al Jazeera und die Nachrichtenagentur AFP arbeiten erhielten nur die Nachricht: „Ihre Rufnummer ist für die Nutzung von WhatsApp gesperrt. Kontaktieren Sie den Support für Hilfe.“
Die Pressefreiheitsorganisation Reporter ohne Grenzen (RSF) hat WhatsApp nun aufgefordert transparent zu machen, warum die Accounts gesperrt sind und Möglichkeiten zu schaffen, mit denen sich Betroffene gegen die Maßnahme wehren können.
Sabrina Bennoui, die Leiterin der RSF-Abteilung für den Nahen Osten, sagt, dass palästinensische Journalist:innen nicht nur bei WhatsApp, sondern auch bei der Nutzung andere digitaler Tools blockiert werden könnten. „Die Berichterstattung über einen Konflikt beinhaltet den Zugang zu Inhalten, die gewalttätig sind oder von bewaffneten Gruppen stammen. Das sollte diese Journalisten nicht zur Zielscheibe einer wahllosen Moderationspolitik machen, die sie effektiv zensiert“, so Bennoui weiter.
Es ist nicht das erste Mal, dass palästinensische Journalisten von WhatsApp-Sperrungen betroffen sind. Schon im Jahr 2019 wurden 80 Accounts zumindest vorübergehend gesperrt. Auf Anfrage von RSF beteuerte WhatsApp, dass man nach geltendem Recht moderiere und führte im neuesten Fall Fehler in der Moderation als Grund an. RSF geht davon aus, dass die Moderationsregelungen gegen Terrorismus gegriffen haben könnten, weil die Journalist:innen in Chat-Gruppen mit Vertreter:innen von Hamas gewesen sein könnten. Hamas ist in den USA als Terrororganisation eingestuft.
Nicht nur WhatsApp
Generell scheinen soziale Netzwerke bei der Löschung in palästinensischen Inhalten schnell bei der Hand zu sein. Laut einem Bericht des Guardian seien seit Beginn der neuerlichen Krise hunderte Posts auf Facebook und Instagram gesperrt worden, bei vielen sei kein Verstoß gegen die Moderationskriterien offensichtlich gewesen. Bei Instagram wurde vorübergehend der Hashtag #AlAqsa als Name einer Terrororganisation gesperrt, obwohl dies der Name eine der heiligsten Moscheen des Islam ist. Unter Mitarbeiter:innen von Facebook zirkuliert wegen der anhaltenden Vorkommnisse auch schon eine Petition, welche fordert, dass das Unternehmen seine Moderationsregeln im Hinblick auf Palästina überprüft.
Auch Twitter hatte im Mai den Account einer palästinensischen Journalistin gesperrt., die über die Auseinandersetzungen in Sheikh Jarrah in Ost-Jerusalem berichtet hatte. Alleine in diesem Zusammenhang gab es laut der Internetfreiheitsorganisation 7amleh mehr als 200 Beschwerden über gelöschte Inhalte bei Twitter und Instagram. In einem Statement von Access Now und anderen Organisationen heißt es, dass Nutzer:innen von Facebook und Twitter systematisch zum Schweigen gebracht würden. Die angesprochenen Firmen brachten automatisierte Moderationssysteme als Grund für Löschungen an.
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