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Operation TinFoil: Anonymous hackt Verschwörungsseite KenFM

Defacement-Nachricht

„Diese Seite wurde von Anonymous beschlagnahmt“ stand am Wochenende für kurze Zeit auf der Webseite KenFM. Am vergangenen Samstag hat das Hackerkollektiv Anonymous die Webseite des Verschwörungsideologen Kayvan Soufi Siavash alias Ken Jebsen gehackt. Die Hacker:innen erlangten dabei an Daten von 39.000 Nutzer:innen, Daten von mehr als 1.000 Spender:innen sowie an 3 Gigabyte weitere Daten vom KenFM-Server. Sie konnten rekonstruieren, dass Jebsen 38.000 Euro bis zum Jahr 2019 erhielt, bevor er auf Spenden mit Kryptowährung umstellte. Netzpolitik.org liegen die Daten des Hacks vor, sie enthalten unter anderem Namen und Mailadressen. 

Ganze Datenbank heruntergeladen

Anonymous berichtet, dass sie den Server von KenFM seit Monaten auf Sicherheitslücken gescannt hätten. Dabei habe man eine komplette Kopie der Datenbank auf dem Server gefunden, die über den Browser herunterladbar gewesen sei. Auf dieser Datenbank seien die persönlichen Daten von tausenden Spender:innen verfügbar gewesen.

Die Webseite von KenFM läuft auf dem weit verbreiteten Redaktionssystem WordPress. Im weiteren Verlauf nutzten die Hacker:innen das auf dem Server verfügbare WordPress-Plugin Duplicator Pro, um die Seite in exakter Kopie auf Jebsens Server zu spiegeln. Diese Kopie konnten die Hacker:innen dann selbst als Administratoren verwalten. Später hinterließen die Hacktivist:innen dann die Defacement-Nachricht auf der Startseite.

Auf der Webseite KenFM werden die Leser:innen bislang nicht über den Hack und abgeflossenen Daten informiert. Laut ZDF äußern sich potenziell Betroffene in Telegram-Chats besorgt über den Hack.

„Operation Alufolie“

Diskussionen gab es im Umfeld von Anonymous über den Grundsatz „Never attack the media“. Hierzu schreibt Anonymous Deutschland, dass es sich bei KenFM nicht um ein Medium handle, das sich an journalistische Standards halte und der Angriff deswegen gerechtfertigt sei. Der Hack ist Teil der „Operation TinFoil“ (Operation Alufolie), bei der Anonymous gegen verschiedene Akteure aus der verschwörungsideologischen Szene wie Attila Hildmann vorgeht. Anonymous gelangte auch an die Mitgliederdatei der Partei „Die Basis“.

Ken Jebsen verlor im Januar seinen YouTube-Kanal wegen wiederholter Verstöße gegen die Covid-Richtlinien des Unternehmens. Im Mai kam heraus, dass die Medienanstalt Berlin Brandenburg ein Verfahren gegen KenFM wegen mangelnder journalistischer Standards einleitete. Seit Ende Mai wird KenFM vom Berliner Verfassungsschutz als Verdachtsfall geführt und beobachtet.

Wer sich näher mit der Geschichte von Ken Jebsen beschäftigen will, kann dies in der aufwändig produzierten sechsteiligen Podcastreihe „Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?“ tun. Sie zeichnet den Weg Jebsens vom talentierten Radiomoderator zum Star der Verschwörungsideologen nach. Das geschieht im Erzählstil amerikanischer Podcasts, ist spannend zu hören und natürlich nicht ganz unproblematisch, weil man Jebsen viel Platz gibt.


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