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Zivile und militärische Nutzung: Rüstungskonzern erprobt Ausweichsystem für Drohnen

Ein bewegliches Radar scannt die Umgebung auf drohnende Kollisionen, ein Autopilot könnte anschließend mit einem autonomen Flugmanöver ausweichen.

Die bayerische Firma Hensoldt steht vor der Fertigstellung eines Radarsystems, mit dem Drohnen einen drohenden Zusammenstoß erkennen können. Das gibt der Hersteller in einer Pressemitteilung bekannt. Demnach wurde ein Kollisionswarnsystem bereits erfolgreich im Flug getestet. Auch die Arbeiten für das Zusammenwirken mit einem Autopiloten stünden kurz vor dem Abschluss. Die Technik soll in großen militärischen Drohnen ebenso einsetzbar sein wie an Bord kleinerer, ziviler Drohnen.

Mit dem System will Hensoldt die Integration von unbemannten Luftfahrzeugen in den von Fluglotsen kontrollierten Luftraum ermöglichen. Dort gilt das Prinzip, dass die Pilot:innen anderen Luftfahrzeugen ausweichen müssen. Zahlreiche Drohnenfirmen arbeiten deshalb an Ausweichsystemen oder haben diese nach eigenen Angaben bereits fertig entwickelt. So steht angeblich die Integration der „Predator“-Drohne in den US-Luftraum bevor, nachdem der Hersteller eine entsprechende Technik erfolgreich getestet hat.

Forschungen für Verteidigungs- und Wirtschaftsministerium

Während die EU-Kommission niedrige Flughöhen für kleinere und mittlere Drohnen im Rahmen von Initiativen wie „U-Space“ öffnet, gelten in der Gewichtsklasse über 150 Kilogramm die Regeln der bemannten Luftfahrt. Dies ist ein Hindernis, um Militärdrohnen in Deutschland zu stationieren und für Ausbildungszwecke oder Übungen zu fliegen. An der hierfür notwendigen Zulassung scheiterte 2013 das Projekt „Euro Hawk“, auch die zukünftigen deutschen Kampfdrohnen werden deshalb ab September dieses Jahres in Israel stationiert.

Hensoldt ist spezialisiert auf Sensorlösungen für Verteidigungs- und Sicherheitsanwendungen. Für Forschungen an einem „Detect and Avoid“-System erhielt der früher zu Airbus gehörende Rüstungskonzern bereits deutsche Fördermittel in militärischen und zivilen Programmen. Der dort im Auftrag des Verteidigungs- und Wirtschaftsministeriums entwickelte Radarsensor ist laut der Firma „weit fortgeschritten“ und soll im Sommer erprobt werden. Die Flugtests erfolgen bislang mit einer „Dornier Do 228“ aus der Flotte des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt.

Europäisches Ausweichsystem

Die Firma beteiligt sich auch auf EU-Ebene weiter an entsprechender Forschung. Zusammen mit anderen großen Rüstungskonzernen entwickelt Hensoldt im Programm EUDAAS („European Detect and Avoid System“) ein technisches Konzept für die Integration großer militärischer Drohnen in den europäischen Luftraum. Algorithmen berechnen und bewerten dabei ein drohendes Kollisionsrisiko, neben einem Radar nutzt eine solche Plattform Daten von Transpondern anderer Luftfahrzeuge, aber auch Informationen über Hindernisse, Wettergefahren und Flugverbotszonen.

Neben technischen Lösungen zielt EUDAAS auch auf die Ausarbeitung von Standards für Lufttüchtigkeitsverordnungen zur Zulassung großer Drohnen. Aus diesem Grund kooperiert das Projekt eng mit der Forschung für den einheitlichen europäischen Luftraum (SESAR). Dort arbeiten zivile und militärische Flugsicherungsorganisationen, die Flugzeugindustrie, Fluggesellschaften und andere Organisationen an der Vereinheitlichung von Regelungen für die bemannte und unbemannte Luftfahrt. Im Rahmen des zivilen Forschungsprogramms SESAR2020 werden dafür gemeinsame Simulatoren und „Flugplattformen“ genutzt.

Tests mit drei Drohnen

Details zu EUDAAS hat die EU-Kommission vergangene Woche in der Antwort auf eine Schriftliche Frage mitgeteilt. Auch in dem Militärprojekt stehen demnach Flugtests bevor, die Technik wird bis zum Ende des Projekts 2023 mit verschiedenen Drohnen erprobt. Hierzu gehören der italienische Starrflügler „Falco Evo“ und die schwedische Helikopterdrohne „Skeldar V-200“. Beide Drohnen werden sowohl militärisch als auch zivil genutzt. Während die „Falco“ auch von der EU-Grenzagentur Frontex getestet wurde, fliegt die „V-200“ inzwischen für die deutsche Marine.

Das rund 21 Millionen Euro teure EUDAAS-Projekt wird über den EU-Verteidigungsfonds finanziert und ergänzt im Rahmen der „Ständigen Strukturierten Zusammenarbeit“ die Entwicklung und Serienproduktion einer „Eurodrohne“. Das Ausweichsystem soll deshalb auch an dem Demonstrator der EU-Kampfdrohne getestet werden.


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