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Anlasslose Massenüberwachung: Apple begründet Aus für automatischen Foto-Scan

Bereits im Dezember hatte sich Apple von seinen Plänen zum automatischen Scannen von iCloud-Bildern verabschiedet. Nun liefert das Unternehmen eine Begründung: Es sei „praktisch unmöglich“, automatische Scans mit Privatsphäre und Sicherheit zu vereinen. Das lässt auch vor dem Hintergrund der EU-Debatte um die Chatkontrolle aufhorchen.

Eine Billboard-Werbung an einem Hochhaus, auf der die Rückseite eines iPhones neben dem Satz "What happens on your iPhone, stays on your iPhone."
Werbeplakat von Apple in Las Vegas (Archiv) mit der Botschaft „Was auf deinem iPhone passiert, bleibt auf deinem iPhone“. – Alle Rechte vorbehalten Chris Velazco

Laut Apple ist es technisch unmöglich, Bilder in der iCloud zu scannen, ohne dabei die Privatsphäre und Sicherheit der eigenen Nutzer*innen zu gefährden. Das geht aus einer Antwort des Unternehmens an eine Kinderschutzorganisation hervor, über die Wired berichtet. Im Dezember des vergangenen Jahres hatte Apple sich schon von dem eigenen Plan distanziert, iCloud-Fotos automatisch auf bekannte Darstellungen von Kindesmissbrauch (Englisch: Child Sexual Abuse Material, CSAM) zu scannen. Der Brief enthält nun eine ausführlichere Begründung für den Schritt.

Tür zur Massenüberwachung

Man habe sich intensiv mit Expert*innen aus den Bereichen Kinderschutz, Menschenrechte, Privatsphäre und Sicherheit ausgetauscht und Scan-Technologien „aus jedem Winkel betrachtet“, schreibt Erik Neuenschwander, Direktor für Privatsphäre und Kinderschutz bei Apple. „Das Scannen der privaten iCloud-Inhalte aller Nutzer*innen würde aus unserer Sicht schwerwiegende unbeabsichtigte Folgen haben.“

Neuenschwander schreibt, Apples ursprünglicher Plan öffne die Tür zur Massenüberwachung, auch für andere Inhalte und andere Systeme: „Wie können Nutzer*innen sicher sein, dass ein Werkzeug für eine Art der Überwachung nicht umgewandelt wurde, um andere Inhalte zu überwachen, wie politische Aktivitäten oder religiöse Verfolgung?“ Apple hatte die Technologien im August 2021 angekündigt. Nach öffentlichen Protesten pausierte das Unternehmen seine Pläne für den Client-Side-Scan der iCloud einen Monat später.

Zum Schutz von Kindern setzt Apple dagegen verstärkt auf das unternehmenseigene „Communication Safety“-Werkzeug. Dabei werden Bilder und Videos, die über Apple-Dienste an Kinderaccounts versendet werden, auf Nacktheit gescannt und dementsprechend unscharf angezeigt. Außerdem bekommen die Kinder Hinweise zu dem Thema und können eine Vertrauensperson kontaktieren. Im Unterschied zum CSAM-Scan in der Cloud passieren alle Scans auf dem Endgerät (Client-Side-Scanning). Die Verschlüsselung wird dabei laut der FAQ von Apple nicht umgangen.

Kinderschutzorganisation hatte Apple kritisiert

Neuenschwanders Antwort ist eine Reaktion auf einen Brief von Sarah Gardner, Gründerin der Heat Initiative, einer neuen Kinderschutzorganisation, welche sich für digitale Lösungen im Kampf gegen die sexuelle Gewalt an Kindern einsetzt. Gardner beschwert sich darin, dass Apple den Plan des CSAM-Scans verworfen hat, und kündigt eine Kampagne an gegen Apples „kontinuierliche Verschleppung der Implementierung von kritischer Technologie, die Bilder und Videos von Kindesmissbrauch auf iCloud erkennen kann“.

Gardner ist keine Unbekannte, sondern arbeitete für mindestens zehn Jahre bei Thorn, einer Organisation des Schauspielers Ashton Kutcher. Diese lobbyiert in der EU stark für die Chatkontrolle. Außerdem bietet Thorn selbst Technologien zum Aufspüren von CSAM an.

Apples Reaktion auf Gardners Brief wird damit auch hinsichtlich der europäischen Debatte um die Chatkontrolle und um Client-Side-Scanning relevant. Apple reiht sich damit in die Stimmen ein, die durch solche Verfahren Privatsphäre und Sicherheit stark gefährdet sehen.


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