Die 32. Kalenderwoche geht zu Ende. Wir haben 7 neue Texte mit insgesamt 36.610 Zeichen veröffentlicht. Willkommen zum netzpolitischen Wochenrückblick.
Liebe Leser:innen,
einmal mehr starrten wir in dieser Woche gebannt auf Videos. Sie zeigten dieses Mal keine vermeintlichen Löwinnen, sondern winzige schwebende Plättchen. Eine koreanische Forscher:innengruppe wollte ein neues Supraleitermaterial entdeckt haben. Es leitet Strom bei Zimmertemperatur und unter normalen Druckverhältnissen ohne elektrischen Widerstand. Die schwebenden Plättchen sollten das belegen.
Solche Supraleiter sind so was wie der heilige Gral der Physik. Damit ließe sich im Alltag nicht nur gewaltig Energie einsparen, sondern auch Quantencomputer und Kernfusionsreaktoren bauen. Klingt nach Science-Fiction? Ist und bleibt es auch. Denn am Mittwoch kam die ernüchternde Nachricht: Die Forscher:innen hatten wohl nur ein neues magnetisches Material gefunden, aber keinen alltagstauglichen Supraleiter. Ein Wildschwein also, keine Löwin.
Schade eigentlich. Allerdings waren schon früh Zweifel an der allzu verheißungsvollen Geschichte aufgekommen. Zumal im März bereits ein Supraleiter entdeckt worden war – mit ganz ähnlichem Ausgang wie in dieser Woche.
Dem Hype widerstehen
Es ist nicht leicht, dem Hype zu widerstehen. Was ist plausibel und relevant, was ist reißerisch und dient vor allem dem TwitterX-Rummel? Ebendiese Frage stellen auch wir uns allmorgendlich in den Redaktionskonferenzen. Und manchmal diskutieren wir länger über das Ob und Wie.
Geradezu vorbildlich ist da der Landkreis Barnim nördlich von Berlin. In dieser Woche tauchte ein Video auf, das ein dort frei herum hüpfendes Känguru zeigen soll. Down Under in Brandenburg?
Barnim hat aber offenbar seine Lehren aus der Löwinnengeschichte gezogen und erstickte den Hype im Keim: Es sei nicht klar, ob das Video authentisch sei. Ohnehin gehe von einem Känguru „keine Gefährdungslage für die öffentliche Ordnung und Sicherheit“ aus. „Entsprechend ist der Landkreis aktuell nicht an einer Such- oder Fangaktion beteiligt.“
Ich gestehe, ich hätte dem viel abgewonnen: Hundertschaften, die mit Fangnetzen, Hubschraubern und gepanzerten Spezialfahrzeugen ein Känguru jagen? Und vielleicht ist das Beuteltier am Ende sogar kommunistisch.
Apropos Brandenburg: Kommende Woche findet in Zehdenick das Chaos Communication Camp statt. Von Barnim nach Zehdenick sind es nur gut 40 Kilometer. Ein Känguru schafft das in weniger als einer Stunde. Ich hoffe, wir sehen uns dort?
Habt ein hypefreies Wochenende!
Daniel
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