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Alternativen auf dem E-Book-Markt: Amazon hat Konkurrenz

Wer Bücher digital lesen will, hat viele Fragen zu klären. Will man E-Book-Dateien besitzen wie ein klassisches Papierbuch oder nur mieten? Welches der vielen Lesegeräte ist empfehlenswert? Lässt man sich von Amazon überwachen oder liest man lieber frisch und frei? Wir geben einen Überblick.

KI-generiertes Bild: Menschen sitzen vor Buechern
Wie sich eine KI Vielleser vorstellt (Diffusion Bee)

Als 2004 die ersten elektronischen Lesegeräte für Bücher von Sony auf den Markt kamen, 2007 gefolgt von den Amazon-Kindle-Geräten, eroberten sie erst in den Vereinigten Staaten und dann weltweit viele Herzen von technikbegeisterten Menschen. Amazon hat sich nach mehr als einem Jahrzehnt eine Quasi-Monopolstellung auf dem E-Book-Markt der westlichen Länder verschafft. Aber neben Amazon gibt es noch zahlreiche weitere Anbieter, sowohl von elektronischen Büchern als auch von Lesegeräten und Apps. Wir wollen einen Blick auf diese Alternativen werfen.

Für das digitale Lesen braucht man zweierlei: zum einen digitale Werke für die Lektüre, zum anderen ein elektronisches Lesegerät. Das digitale Werk nennt man oft einfach E-Book. Darunter versteht man eine Textveröffentlichung in digitaler Form, prinzipiell kann das auch eine einfache Text- oder PDF-Datei sein.

Anders als bei einem gedruckten Buch nutzen viele ein spezielles Lesevehikel für E-Books. Diese E-Reader kombinieren Hardware- und Software-Komponenten in einem Gerät. Alternativen dazu sind Lese-Apps oder PDF-Reader auf vorhandenen Geräten wie Smartphones oder Tablets.

Da sich viele elektronische Lesegeräte in den vergangenen Jahren als haltbar und wegen ihrer oft guten Akkuleistung als langlebig erwiesen haben, verdient die Auswahl eines E-Book-Readers eine gründliche Überlegung. Wenn man annimmt, das Gerät einige oder gar viele Jahre als Begleiter zu haben, ändert sich oft der Blick auf die Bedürfnisse bei Hard- und Software. Überlegungen sollten auch kommerzielle Begleiterscheinungen betreffen, etwa die Auswertung des eigenen Leseverhaltens über lange Zeiträume oder auch die Bindung an eine einzige Plattform, bei der man E-Books kaufen kann.


Inhalt:

Einblicke in das Leseverhalten

Beim digitalen Lesen stellt sich die Frage der Privatsphäre: Wie weit möchte man Dritten Einblicke in das eigene Leseverhalten einräumen? Denn mitunter verraten sowohl die Geräte als auch die Art der Bücher, die wir lesen, dem Anbieter und weiteren Dritten mehr über uns, als uns lieb oder auch nur bewusst ist. Wenn man vielleicht ein spätnächtlicher Schmökerer ist, der bis drei Uhr früh noch umblättert, lohnt eine Überlegung, ob und wem gegenüber man solche Gewohnheiten offenlegen möchte.

Viele von uns betrachten das Lesen eines Buches oder von bestimmten Büchern als überaus intime Angelegenheit. Was jemand liest, verrät unvermeidlich etwas über sein Leben, seine Intelligenz, seinen politischen Kosmos, seine Sprachkenntnisse, aber auch über sein Lesevermögen und seine Auffassungsgabe. Je nach Inhalt können auch sexuelle Vorlieben, finanzielle Notlagen oder gesundheitliche Einschränkungen offengelegt werden. Eine potentielle Datenweitergabe fällt hier deutlich in die Kategorie bedenklich. Insbesondere, wenn diese Informationen an Konzerne gehen, die ihren Hauptumsatz durch die Auswertung von Nutzerdaten machen.

Die Geräte von Platzhirsch Amazon beispielsweise sind per WLAN oder durch eine eingebaute SIM-Karte mit dem „Mutterschiff“ verbunden. Sie funken unentwegt nach Hause, welche E-Book-Dateien sich auf dem Gerät befinden, aber beispielsweise auch, wann wir lesen und wann nicht, an welcher Stelle wir Halt machen, für wie lange und welche Stellen wir mehrfach lesen, wo wir Markierungen im Text machen oder welche Vokabeln wir nachschlagen.

Seit 2012 können Autorinnen via Amazon KDP (Kindle Direct Publishing) selbst publizierte Titel direkt an Leser verkaufen. Seit 2023 macht es Amazon nach über zehn Jahren möglich, dass auch Indie-Autorinnen eine Auswertung darüber bekommen, an welchen Stellen Menschen beispielsweise ihre E-Books abgebrochen haben. Zuvor hatte Amazon diese Informationen nur selbst genutzt. Von allein kommen diese Auswertungen allerdings nicht zu den Autorinnen, diese müssen das Auswertungs-Tracking „Amazon Attribution“ in ihre E-Book-Dateien integrieren. Dass diese Tracking-Möglichkeit auch für Verlage existiert, davon ist auszugehen.

Dank der IP-Adresse, die das Gerät zwangsläufig bekommt, wenn es eine Internetverbindung hat, weiß Amazon auch, wo wir sind, wann und wohin wir reisen und je nach Situation auch, ob unsere Urlaubslektüre vielleicht von unseren sonstigen Lesegewohnheiten abweicht. Nutzen wir die Geräte oder Lese-Apps von Amazon oder auch die hauseigenen Lese-Apps von Google oder Apple, können wir nahezu sicher sein, dass unser Nutzungsverhalten an die Anbieter übermittelt wird. Aber es gibt auch Konkurrenten, die ein privateres Lesevergnügen ermöglichen.

Vielfältige Lese-Landschaft

Fangen wir beim Haptischen an: Bei Papierbüchern schlagen wir einfach die Seite auf, bei E-Books haben wir verschiedene Möglichkeiten, an die Inhalte zu gelangen. E-Book-Reader sind dafür eine Möglichkeit und viel gewünschte und verschenkte Geräte.

Laut einer vom Digitalverband Bitkom initiierten Umfrage aus dem Jahr 2022 unter 1.006 Personen aus Deutschland über sechzehn Jahren lesen 37 Prozent mitunter E-Books auf E-Book-Readern, Tablets oder Smartphones. Bei den unter 30-Jährigen liest sogar mehr als die Hälfte (56 Prozent) digitale Bücher.

e-books-umfrage
Antworten aus unserer Umfrage zum Thema E-Books.

In einer nicht-repräsentativen, aber lebhaften und viel kommentierten Umfrage mit knapp 600 Teilnehmenden auf Mastodon von Anfang Dezember 2022 sah die Verteilung elektronischer Lesegeräte so aus (bei möglicher Mehrfachnennung):

  • 34 Prozent Amazon Kindle,
  • 33 Prozent Lese-App auf dem Smartphone,
  • 28 Prozent freier E-Reader (beispielsweise PocketBook oder Onyx),
  • 26 Prozent Tolino.

Auch wenn die Umfrage nicht repräsentativ ist, zeigt sie doch, dass die Leselandschaft bunt gemischt ist, wobei die Community auf Mastodon tendenziell einen Hang zu Technik und zur Nutzung von Alternativen hat. Insgesamt dürfte die Verteilung bundesweit aktuell wohl einen deutlicheren Ausschlag zu Amazon-Geräten zeigen.

Freie E-Book-Reader

Besonders PocketBook und Onyx wurden häufig in den Kommentaren zu unserer Mastodon-Umfrage genannt. PocketBook bietet zusätzlich einen eigenen E-Book-Store an, der aber optional ist. Ebenfalls mehrfach genannt wurden Kobo-Reader, die aber in Deutschland und Österreich bisher nur importiert werden können. International ist Kobo allerdings ein großer Anbieter auf dem Markt.

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ReMarkable-Reader - CC-BY-SA 2.0 Jack Baty

Außerdem sind bei den Teilnehmenden der Umfrage ältere Lesegeräte von Sony im Einsatz, die es neu nicht mehr zu kaufen gibt. Weitere Hersteller freier E-Reader sind Bokeen und InkBook. Eine umfangreiche Übersicht über die aktuell erhältlichen Geräte zeigt zudem noch eine ganze Reihe an weiteren Herstellern.

Besonders beliebt sind auch ReMarkable-Geräte, die vor allem Menschen im wissenschaftlichen Bereich verwenden, die regelmäßig Bücher durcharbeiten und viele Anmerkungen machen. ReMarkable liefert zum Reader einen passenden Stift, mit dem man direkt in den Texten Notizen machen kann.

Als direktes Konkurrenzprodukt hat Amazon im Herbst 2022 den Kindle Scribe auf den Markt gebracht, der allerdings laut Testbericht leseunfreundlicher ist und den Export von Notizen nur über die Amazon-Cloud erlaubt. Gerade bei wissenschaftlichen Arbeiten möchte man seine Gedanken aber vielleicht nicht vorab an Amazon geben.

Keine Ausreden!


Das geschlossene Ökosystem von Amazon

Befinden sich alle Elemente der Wertschöpfungskette für ein E-Book in der Hand eines einzigen Anbieters, ist es ein geschlossenes Ökosystem. Das bekannteste geschlossene Ökosystem für E-Books gehört dem Amazon-Konzern: Er ist zugleich Einkäufer der künstlerischen Leistung – entweder als Großhändler im Falle von Verlagen oder als Publishing-Plattform bei Indie-Autoren – und Verkäufer an die Endkundinnen. Denn sowohl die Datei mit der künstlerischen Leistung als auch das passende Lesegerät bzw. der App zur Anzeige auf bereits vorhandenen Smartphones oder Tablets kommen aus derselben Hand.

Diese Geschlossenheit führte auch zur Dominanz von Amazon auf dem E-Book-Markt. Ganz unschuldig sind die Verlage daran nicht: Weil die Verlagshäuser auf DRM bestehen, also digitalem Rechte-Management oder auch „Kopierschutz“, gaben sie dem aufstrebenden Konzern in den frühen Jahren ein Machtinstrument über ihre eigenen Inhalte in die Hand. Amazon wurde zum Gatekeeper zwischen Lesern und Verlagen, denn das Entfernen des Kopierschutzes wurde rechtlich untersagt. Die Leserinnen erwarben mehr und mehr ihrer Lektüre bei Amazon, da sie aus dem System nicht mehr herauskamen. Die Verlage sind seither gezwungen, die schon seit vielen Jahren völlig unrentablen Konditionen von Amazon zu akzeptieren, wenn sie weiter an die Leserschaft verkaufen wollen.

Diese Alleinstellung Amazons zeigt sich auch, wenn wir auf die E-Book-Dateien blicken. Denn dann lässt sich die Welt der E-Book-Ökosysteme in zwei Lager unterteilen: Amazon und alle anderen. Die Amazon-Kindle-Geräte nutzten bisher zwei proprietäre Dateiformate, AZW und mobi, die auf anderen Geräten nicht wiedergegeben werden können. Alle anderen Anbieter nutzen das offene E-Book-Dateiformat epub, das wiederum bisher nicht auf Amazons Kindle-Geräten angezeigt werden konnte. Amazon hat 2022 angekündigt, nach fünfzehn Jahren Lesen im Paralleluniversum nun beim Kindle auch das epub-Format zu unterstützen – allerdings ist dies mit einem Haken verbunden, zu dem wir gleich noch kommen.

Alternativen

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Amazons Ökosystem sieht vor, dass die Kindle-Lesegeräte direkt über den Kindle-Store mit E-Books bespielt werden: im Regelfall, wenn das Kindle-Gerät mit einem WLAN verbunden ist. Einige Geräte haben auch eingebaute SIM-Karten und sind so unabhängig von einer lokalen Internetverbindung.

Wenn man Bücher „von außen“ hinzufügen will, beispielsweise ein anderswo erworbenes E-Book oder andere Textformate, muss die Datei erst in ein von Kindle-Geräten lesbares Dateiformat konvertiert werden. Hat man das Dokument dann als PDF oder mobi vorliegen, kann man die Datei per E-Mail an eine persönliche Kindle-E-Mail-Adresse schicken. Die Datei wird dann auf Amazon-Servern vorgehalten und automatisch auf das eigene Lesegerät gespielt.

Dies ist auch der Weg, den Amazon vorsieht, um epub-Dateien auf Kindle-Lesegeräte zu spielen. Hier werden die epub-Dateien auf einem Konzern-Server konvertiert und aus der Amazon-Cloud auf das eigene Lesegerät übertragen, wie beispielsweise beim Amazon Scribe. Technisch betrachtet zeigen die Kindle-Geräte noch immer keine epub-Dateien an, sondern KF8-Dateien, in die sie umgewandelt wurden.

Dabei sollte bedacht werden: Für Manuskripte oder andere Texte, die man selbst noch veröffentlichen möchte, oder für Dokumente, die brisant sein oder die Rechte Dritter verletzen könnten, mag das wegen der Zwischenspeicherung auf Amazon-Servern nicht die beste Lösung sein. In solchen Fällen eignet sich der Weg der Übertragung der Datei vom Rechner per Kabel auf den Kindle.

Aktuell steht noch nicht fest, ab wann Amazon-Kindle-Geräte in der Lage sein werden, epub-Dateien tatsächlich und vollwertig anzuzeigen. Mit Sicherheit ist es aber eine Frage aktueller Software auf den jeweiligen Geräten und den Vorgaben, wie Amazon die Umstellung nach fünfzehn Jahren gestaltet.

Amazons Konkurrenz

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Tolino shine 4. Alle Rechte vorbehalten: ©tolino

Die US-Technologiekonzerne Apple und Google haben sowohl eigene E-Book-Shops als auch entsprechende Lese-Apps für ihre jeweiligen Geräte, die unter iOS und Google Android funktionieren. Die Lese-Apps können epub- und teilweise auch PDF-Dateien zeigen.

Kleinere Konkurrenten wie Tolino und Kobo bieten sowohl eigene Geräte als auch eigene E-Book-Shops an, die auf den Lesegeräten vorinstalliert sind. Die Geräte sind in die Ökosysteme der Tolino-Allianz (Thalia, Hugendubels ebook.de, Mayersche, Weltbild, Osiander und das Barsortiment Libri) beziehungsweise in jenes von Kobo eingebunden.

Da sie alle das freie Dateiformat epub verwenden, fällt es hier leicht, auch Bücher aus anderen Quellen auf die Geräte zu laden. Auch die Tolino-Allianz bietet Lese-Apps für Smartphone oder Tablet an, die das vorhandene Gerät in ihr quasi halboffenes Ökosystem integrieren.

Fast nur Belletristik

Im E-Book-Markt in Deutschland machte nach Angaben des Börsenvereins (pdf) der Bereich Belletristik in den Jahren 2020 und 2021 etwas mehr als 85 Prozent aus, gefolgt von Ratgebern bei etwa sechs Prozent sowie Sachbüchern zwischen drei und vier Prozent. Jugendbücher machten weitere etwa vier Prozent aus.

Über das Lesen von frei verfügbaren digitalen Büchern sind leider keine aussagekräftigen Zahlen bekannt. Schaut man sich anhand der oben schon erwähnten Bitkom-Umfrage das Leseverhalten der Deutschen an, so lesen nur zehn Prozent überwiegend E-Books, während weitere 14 Prozent E-Books zwar lesen, jedoch die gedruckte Version bevorzugen. 13 Prozent der Deutschen lesen gedruckte und digitale Bücher zu gleichen Teilen.

Das private Lesen von kommerziell erworbenen digitalen Büchern ist also für etwas mehr als ein Drittel der Bevölkerung Alltag geworden, wobei eher die jüngere Generation zum Digitalen neigt. Die ältere Generation bevorzugt zu einem Großteil das Lesen von gedruckten Büchern.

Unsere Umfrage zum E-Book-Erwerb

Die erwähnte Mastodon-Umfrage war ein Plädoyer für die Freiheit beim E-Book-Erwerb: Die Teilnehmer kaufen ihre E-Books (bei möglicher Mehrfachantwort) zu 31 Prozent bei der kleinen Buchhandlung um die Ecke, ebenfalls 31 Prozent erwerben E-Book-Pakete wie Storybundle oder Humblebundle. Immerhin 36 Prozent kaufen ihre E-Books bei der Tolino-Allianz. Noch mehr, nämlich 38 Prozent, kaufen sie direkt bei der Autorin.

Immerhin 42 Prozent klicken bei Amazon, die überwältigende Mehrheit von 87 Prozent hat allerdings eine Art Gemischtwarenladen auf dem Gerät, mal hier, mal dort erworben. In der Mastodon-Umfrage wurde auch abgefragt, ob die Teilnehmenden den (vorinstallierten) E-Book-Shop auf ihrem Lesegerät verwenden, um neue Bücher zu erwerben und herunterzuladen. Das Ergebnis überrascht: Nur 29 Prozent nutzen den Shop auf dem Gerät, die überwiegende Mehrheit (71 Prozent) sucht, kauft und lädt die Bücher woanders.

Nur eine Lizenz

Was bei Papierbüchern keine Überlegungen erfordert, ist bei E-Books und E-Book-Readern keine Selbstverständlichkeit: Bei Digitalwerken stellt sich die Frage, ob man die Buch-Dateien wie ein Papierbuch besitzen oder quasi nur mieten will, ob man sie auch weitergeben oder auf mehrere Lesegeräte verteilen möchte. Die Wahl ist hier allerdings begrenzt.

Eines nochmal zu betonen, scheint jedoch wichtig: Bei den Plattformen kauft man nicht die E-Book-Datei, sondern lediglich die Lizenz, eine E-Book-Datei dieses Titels anzeigen zu dürfen. Vergleicht man das mit dem Kauf eines physischen Buches, gibt es kaum Parallelen, denn die Natur des Erwerbs einer Nutzungslizenz unterscheidet sich davon grundlegend.

Neben den Plattformen gibt es aber auch andere Quellen, etwa die E-Books ohne hartes DRM bei beam, wo zugleich auch Zeitschriften-Abonnements, etwa für Perry Rhodan, abgeschlossen werden können. Viele Indie-Autoren bieten zudem eigene Shops an, wo man ihre Bücher DRM-frei kaufen und herunterladen kann.

Die meisten Teilnehmenden unserer Umfrage vermeiden übrigens E-Books mit DRM und kaufen lieber woanders oder ein anderes Buch. Einige waren aber etwas milder in ihrem Urteil bei „weichem DRM“, also beispielsweise Wasserzeichen. „Hartes DRM“, wie etwa die verschlüsselte Lösung von Adobe mit personenbezogener Nutzer-Kennung oder von Amazon, fiel bei allen kommentierenden Teilnehmenden durch. Bei einigen war das aber keine Entscheidung aus Prinzip, sondern weil ihre Lesegeräte derlei technische Lösungen gar nicht mitmachen.

Amazon-T-Shirt aus dem Jahr 2008 mit dem Aufdruck „DRM – Don’t Restrict Me“
Amazon-T-Shirt mit dem Aufdruck „DRM – Don’t Restrict Me“

Rückblickend erscheint es absurd, dass Amazon im Jahre 2008 Audible kaufte und die beiden Unternehmen versprachen, das digitale Rechte-Management DRM abzuschaffen. Amazon selbst gab T-Shirts mit dem Spruch „DRM – Don’t Restrict Me“ heraus. Zehn Jahre später eröffnete Google dann einen DRM-freien Shop als Alternative zu Amazon und Audible. Aber nichts davon änderte etwas daran, dass man sich beim Kauf von E-Books (und auch Audiobooks) bei Plattformen wie Amazon bis heute an deren Ökosystem und Lizenzmodell bindet und sich der Auswertung seines digitalen Lebens durch den Konzern unterwerfen muss.

Ob und wann man in Deutschland oder Österreich das DRM von einer E-Book-Datei entfernen darf, ist rechtlich keine einfache Frage. Wenn jemand beispielsweise mit einem von DRM befreiten E-Book einem eigenen kommerziellen Zweck nachgeht oder es ohne Erlaubnis weitergibt, ist das klar rechtswidrig. Allerdings ist der persönliche Gebrauch eine andere Sache, etwa wenn ein E-Book im privaten Bereich von DRM befreit und in ein anderes Format konvertiert wird. Technisch gesehen ist es allerdings nur ein Klick, man kann beispielsweise das Amazon-DRM einfach mit deDRM entfernen.

Es gibt aber auch frei verfügbare digitale Bücher, zu denen oft ältere Veröffentlichungen gehören. Sie sind gemeinfrei, für sie macht also niemand mehr Urheberrechte geltend. In Deutschland und Österreich endet das Urheberrecht regelmäßig siebzig Jahre nach dem Tod der Autorin oder des Übersetzers. Das ist international zwar nicht einheitlich geregelt, aber das Ende der jeweiligen Schutzfrist führt bei bekannteren Autoren oft dazu, dass E-Books recht schnell verfügbar werden.

Man findet digitale Ausgaben gemeinfreier Werke auf verschiedenen Plattformen für freie E-Books. Das bekannteste der vielen Anlaufstellen für lizenzfreie Bücher ist das Project Gutenberg mit über 70.000 kostenlosen freien Literaturtiteln zum registrierungsfreien Download. Aber auch die ebenfalls registrierungsfreie Library Genesis für Bücher und Artikel erfreut sich großer Beliebtheit, auch wenn längst nicht alle Werke dort gemeinfrei sind.

Wer eine Registrierung nicht scheut und weniger Wissenschaft, dafür mehr Unterhaltung, aber auch viele Klassiker sucht, wird vielleicht bei Free eBooks oder ManyBooks fündig. Sucht man eher Fachliteratur oder Sachbücher, lohnt sich vielleicht ein Blick auf die Open-Access-Bücher des transcript-Verlags oder des Springer-Wissenschaftsverlags.

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Fragen der Verwertungsrechte

In Europa gilt grundsätzlich das Urheberrecht für alle Verfasserinnen sowohl von Musik oder Kunstwerken als auch von Texten oder Büchern. Dieses Urheberrecht können Kreative hier in Europa nicht abtreten, wohl aber einzelne oder alle Nutzungsrechte an den geschaffenen Werken. Auf dem Buchmarkt geschieht das beispielsweise mit einem Verlagsvertrag, bei dem die Autoren einem Verlag die Rechte zur Nutzung und Verbreitung von Print- und E-Book-Ausgaben ihres Werkes übertragen. Die Verlage sind dann die Rechteinhaber und auch diejenigen, die das Geld bekommen und je nach Vertragsvereinbarungen mit dem Urheber teilen.

Für Indie-Autorinnen sieht die Lage anders und – je nach Sichtweise – besser aus: Sie sind meist Urheberin und Rechteinhaber zugleich und haben, wenn überhaupt, nur einzelne Verwertungsformen an Verlage lizenziert. Einnahmen gehen also meist direkt an den Urheber, allerdings müssen sie die typischen Dienstleistungen der Verlage wie Lektorat oder Coverdesign finanzieren oder selbst übernehmen.

Papier vs. E-Books

Die Kosten für die Erstellung eines E-Books sind bis zu einem gewissen Punkt dieselben wie für ein Papierbuch. Die Zeit der Autorin für das Schreiben, der Aufwand für das Lektorat, die Überarbeitung, das Korrektorat oder das Coverdesign sind im Prinzip gleich. Auch E-Books werden mit einem Satzprogramm gesetzt, um die Skalierung auf den unterschiedlichen Geräten zu ermöglichen.

Die wesentlichen Unterschiede liegen im Papierpreis und den Druckkosten von Soft- oder Hardcovern sowie bei der Lagerhaltung und beim Versand. Lagerhaltung bei Papierbüchern kann allerdings auch ausgespart werden, falls Verlagshäuser keinen klassischen Auflagendruck machen, sondern Print-on-Demand anbieten. Das kann auch umwelttechnisch einen positiven Effekt haben, wenn weniger Tonnen unverkaufte Bücher eingestampft werden müssen.

Was sind die Honorare bei E-Books?

Manche Menschen wollen ihre Indie-Lieblingsautoren auch finanziell unterstützen, deswegen interessiert sie die Frage: Was bleibt eigentlich bei den Autoren hängen, wenn sie ein Buch als E-Book veröffentlichen? Pauschal kann man diese Frage nur schwer beantworten. Bei Verlagsautorinnen entscheidet, was in ihrem Verlagsvertrag festgehalten wurde. Manchmal sind die Honorare für E-Books in den Standardverträgen höher als für Verkäufe der papiernen Bücher. Aber es kommt stark darauf an, was die Autorinnen oder auch ihre Agenten verhandelt haben.

Indie-Autorinnen erhalten in der Regel siebzig Prozent des Verkaufspreises des Buches, allerdings abhängig von der Plattform und dem Preismodell. Bei Tolino Media sind es beispielsweise siebzig Prozent des Nettoverkaufspreises, die beim Autor ankommen. Bei Amazon KDP (Kindle Direct Publishing) muss ein E-Book mindestens 2,69 Euro und maximal 9,99 Euro kosten, um bei siebzig Prozent Autorenhonorar zu landen, darunter oder darüber sind es 35 Prozent.

Bei Publikationsplattformen wie Tolino Media, Amazon KDP, Epubli, Google Play Books, Apple Books, Kobo writinglife oder Draft2Digital bekommen die Indies üblicherweise monatlich eine Abrechnung und Überweisung des Geldes. Bei ausländischen Plattformen erfolgt die Auszahlung oft über Anbieter wie PayPal oder Stripe, man muss als Indie-Autor also Kunde bestimmter Dienstleister werden.

Bei Amazon haben Lesende die Möglichkeit, E-Books bei Nichtgefallen zurückzugeben, wenn nicht mehr als ein gewisser Prozentsatz gelesen wurde und der Erwerb nicht zu lange zurückliegt. Was einige als praktischen Service wahrnehmen, bedeutet für Verlage und Indies, dass ihnen das Geld für dieses Exemplar wieder weggenommen wird. Entweder wird es in der Aufstellung abgezogen oder – falls die Rückgabe nach der Abrechnung passiert – es kann tatsächlich ein Minusbetrag anfallen, der gegebenenfalls zu begleichen ist.

Die sogenannte „Onleihe“ als Bücherei im Netz

Eine Bücherquelle, die einige vielleicht noch nicht mit E-Books in Verbindung bringen, sind Bibliotheken. Seit einigen Jahren gibt es die sogenannte „Onleihe“, also die Möglichkeit, E-Books und auch sonstige digitale Medien wie Magazine, Zeitungen und Hörbücher digital auszuleihen. Immerhin 37 Prozent in der Mastodon-Umfrage nutzen die Onleihe, aber der Großteil mit 63 Prozent eben nicht. Vielleicht kennen sie einfach noch nicht diese praktische App zum Durchsuchen der Bibliotheksbestände vor dem Herunterladen. Man braucht allerdings dazu einen Bibliotheksausweis.

Wenn man mit dem eigenen Lesegerät die digitalen Ausleih-Angebote der Bibliotheken als „Onleihe“ nutzen möchte, geht dies allerdings nur mit Geräten, die epub-Dateien anzeigen können. Das bedeutet praktisch: Alle E-Book-Reader außer Amazons Kindle können für die Online-Ausleihen der Bibliotheken genutzt werden. Das Lesen der „Onleihe“-Titel ist aber auch im Browser oder mit „Onleihe“-Apps für Smartphone oder Tablet möglich.

Auf dem deutschsprachigen Markt stehen hinter den digitalen Bibliotheksangeboten zum einen das Unternehmen divibib und zum anderen seit einigen Jahren auch der Konkurrent OverDrive, der eine praktische Suche über die Bibliotheken hinweg anbietet, hier beispielsweise für München. Bibliotheken können sich meist aussuchen, mit welchem der beiden Betreiber sie einen Vertrag schließen und dort ihre Bestände einkaufen. Den dritten größeren Anbieter bibliotheca kennt man bei uns vor allem von den Rückgabe-Automaten für Papierbücher, kleinere Anbieter wie Baker & Taylor, BorrowBox oder Hoopla sind bei uns noch weniger bekannt.

Die „Onleihe“ selbst funktioniert erfreulich einfach. Zuerst erstellt man sich einen Online-Account bei der Bibliothek, von der man die Bibliothekskarte erworben hat. Dazu braucht man die Ausweisnummer auf der Bibliothekskarte und bekommt dann ein Passwort zugeschickt, das man gleich durch ein längeres ersetzen kann. Lesen kann man die Bücher entweder im Browser auf der „Onleihe“-Seite oder auf dem eigenen Rechner oder Lesegerät.

Ist das Buch heruntergeladen, hat die Sache allerdings einen Haken: Man braucht eine registrierungspflichtige Adobe-ID, um das DRM der Bibliotheksbücher freizugeben und das Buch für die Dauer der Ausleihzeit anzeigen zu können. Die Dateien werden per Kabel auf das epub-fähige Lesegerät geladen. Alternativ kann man sich im Browser auf dem E-Reader einloggen und das Angebot auf dem Lesegerät nutzen und die ausgeliehenen Bücher direkt auf das Gerät herunterladen und darauf lesen. Hier gibt man die Adobe-ID nach dem Download der Datei ein, bevor sie das erste Mal geöffnet werden kann.

Lese-Apps

Die Fülle an mittlerweile verfügbaren Lese-Apps zeugt vom regen Interesse an E-Books. Empfehlenswert sind für die typischen Formate ePub, mobi, fb2, aber auch html, rtf und plain text FBReader und auch KOReader, der von Freiwilligen rund um die Welt entwickelt und verbessert wird, oder auch der freie epub-Reader Thorium für Windows and Mac. Als freie Lese-Apps für Android finden sich im F-Droid-Store neben dem schon erwähnten KOReader auch der beliebte Booky McBookface eReader oder der EPUB3 Reader.

Beliebt ist auch calibre, der gleichzeitig ein guter E-Book-Manager ist. In diese Kategorie fällt auch Bookworm oder Arianna für Linux.

Ab in die Cloud oder selbst verwalten?

Wenn der virtuelle Bücherstapel wächst, stellt sich schnell die Frage nach der Verwaltung. Die Mastodon-Umfrage gab Einblicke, womit die 600 Teilnehmenden ihre E-Books verwalten. Die schon erwähnte E-Book-Verwaltungssoftware calibre lag mit 46 Prozent deutlich vorn. An Platz zwei kam mit 37 Prozent die „wilde Ordnersammlung“, gefolgt von den Clouds der jeweiligen Anbieter (Amazon, Tolino etc.) mit 24 Prozent. 19 Prozent der Teilnehmenden speichern die E-Books ausschließlich auf den Lesegeräten.

Bedenken sollte man: Die Verwaltung der E-Books ausschließlich auf dem Gerät birgt die Gefahr, dass alle Bücher weg sind, falls das Gerät verloren geht oder den Geist aufgibt und keine oder keine ausreichende Back-Up-Lösung vorhanden war. Alle Bücher jedoch einem Anbieter in dessen Cloud zu überantworten, liefert den Leser dessen Goodwill und zuweilen seiner Auswertung der Leseinteressen aus.

Daher bietet sich eine E-Book-Verwaltungssoftware wie calibre an: Die Software ist nicht nur praktisch, sondern auch einfach in der Anwendung. Insbesondere, wenn über die Jahre einige Gigabyte oder mehr an E-Books zusammengekommen sind, wird eine „wilde Ordnersammlung“ mit mehreren hundert Ordnern nahezu unmöglich, wenn man nicht zu den Menschen gehört, die das Suchen interessanter als das Lesen finden.

Calibre macht es übrigens auch leicht, Bücher in andere Formate zu konvertieren, beispielsweise eine PDF-Datei in ein epub-Dokument, etwa um es leichter auf einem E-Reader lesen zu können. Auch die Übertragung der Dateien per Kabel auf ein Lesegerät geht damit schnell und problemlos.

Qual der Wahl

Die gute Nachricht ist wohl: Will man heute Bücher in elektronischer Form lesen, kann man aus dem Vollen schöpfen. Neben dem klassischen Kaufen von E-Books kann man Bibliotheksangebote nutzen oder aus zahlreichen Quellen auch freie E-Books beziehen, ohne rechtliche Probleme oder Anmeldung. Auch lassen sich E-Books in fast allen Formaten auf den Endgeräten lesen, je nach Gusto und Nutzungskontext.

Was die Software zum Lesen und Verwalten von E-Books angeht, so kann man ebenfalls inzwischen aus einer Vielzahl von freien und kommerziellen Angeboten auswählen. Genauer hinschauen sollte man jedoch, wenn man sich einen E-Book-Reader mit angeschlossenem Ökosystem zulegt. Hier gilt es zu beachten, dass man gewisse absichtliche technische Beschränkungen wegen der Langlebigkeit der Geräte auf Jahre mit einkauft.

Doch neben den kommerziellen Geräten und Ökosystemen gibt es auch die freien Systeme und Plattformen, die dem Nutzer kein eigenes Ökosystem aufzwingen. In der Handhabung bleibt man fast völlig frei und kann kommerzielle und freie Inhalte und Geräte – bis auf jene des Amazon-Ökosystems – beliebig kombinieren.

Nur eines hat das digitale Lesen bisher noch nicht ersetzen können: Das eigenhändige Signieren mit freundlicher, lustiger oder schnippischer Widmung durch den Autor, vorzugsweise mit Blickkontakt nach einer schönen Autorenlesung.


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