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Versteckte Option bei Facebook: Nicht-Nutzer:innen können jetzt ihre Kontaktdaten löschen lassen

Wer nicht möchte, dass Meta die eigene Telefonnummer oder E-Mailadresse nutzt, kann diese Daten jetzt löschen lassen. Der Konzern bietet die Option bereits seit Monaten, hat sie aber gut versteckt.

Zwei blaue Würfel mit Logos, auf dem einen ein weißes "f" für Facebook und auf dem andere ein blauer Blitz auf weißen Grund für den Messenger
Wenn Menschen ihr Adressbuch mit Facebook, dem Messenger oder Instagram teilen, erhält Meta attraktive Daten Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Alexander Shatov

Was weiß Mark Zuckerbergs Konzern Meta über uns? Viel, so viel steht fest. Doch der Facebook-Mutter-Konzern gibt sich große Mühe, dass Menschen nicht im Einzelnen nachvollziehen können, was genau er über sie gespeichert hat. Ein kleines bisschen Klarheit kann ein neues Tool bringen, das Facebook offenbar bereits vor Monaten ins Leben gerufen hat.

Mit dem Werkzeug können Menschen ohne Facebook-Account herausfinden, ob der Konzern ihre Telefonnummer oder E-Mailadresse gespeichert hat. Im Anschluss kann man diese Informationen löschen und für erneute Sammlungen sperren lassen.

Die Optionen befinden sich auf einer gut versteckten Unterseite im unübersichtlichen Hilfe-Menü von Facebook. Hier findet sich inmitten einer langen Textwüste der Satz „Klicke hier, wenn du eine Frage zu den Rechten hast, die dir möglicherweise zustehen.“

Als erstes hat in dieser Woche das englischsprachige Magazin Business Insider über das Tool berichtet, nachdem es einen anonymen Tipp erhalten hat.

Umstrittene Schattenprofile

Die Frage, welche Daten Facebook über Nicht-Nutzer:innen speichert und auf welcher Rechtsgrundlage dies geschieht, beschäftigt die Öffentlichkeit seit mehr als einem Jahrzehnt. Die sogenannten Schattenprofile werden zum Beispiel mit Daten gefüttert, wenn Menschen auf Facebook, im Messenger, bei WhatsApp oder Instagram ihr Adressbuch hochladen, um neue Kontakte zu finden. Medienberichten zufolge griff das Unternehmen lange Zeit auch auf die Anruf- und Nachrichtenhistorie von Telefonen mit dem Betriebssystem Android zu.

Bei einer Kongress-Anhörung zum Cambridge-Analytica-Skandal im Jahr 2018 wies Facebook-Chef Mark Zuckerberg die Existenz von Schattenprofilen von sich, wollte jedoch keine konkreten Angaben dazu machen, wie sein Unternehmen Daten über Nicht-Nutzer:innen sammelt. Klar ist, dass Kontaktinformationen als sogenannte Identifier für Datenkonzerne wie Meta eine besonders große Rolle spielen. Da sie individuell unterschiedlich sind und häufig über einen sehr langen Zeitraum von der gleichen Person genutzt werden, stellen sie eine Art eindeutiger Kennzeichnung dar. Unternehmen nutzen sie, um Daten aus unterschiedlichen Quellen in einem individuellen Profil zusammenzuführen.

Gleichwohl sind Telefonnummern und E-Mailadressen nur die Spitze des Eisbergs. Meta sammelt beispielsweise auch mithilfe von Pixel-Tracking Informationen über das Online-Verhalten von Menschen. Das Ergebnis ist ähnlich wie beim Tracking durch Cookies: Website-Besucher:innen werden  wiedererkennbar.

„Manipulativer Trick“

Auf Twitter weist der Tracking-Forscher Wolfie Christl darauf hin, dass das neue Werkzeug vor allem dem Zweck diene, Metas umfangreiche Datensammlungen zu legitimieren. „Um es klar zu sagen: Das existiert nicht, damit Nicht-Nutzer:innen ihre Daten löschen können.“ Es gehe vielmehr darum, eine juristische Rechtfertigung für das Datensammeln zu schaffen. Es sei „ein weiterer manipulativer Trick“, der lediglich Wahlfreiheit simuliere.

Zu einem ähnlichen Schluss kommen Expert:innen, die Business Insider befragt hat. „Dass all deine Kontakte an Meta geleakt werden, wenn du den Messenger installierst, ist eine klare Verletzung der Privatsphäre“, sagt etwa IT-Sicherheits-Professor Eerke Boiten von der Universität Leicester. Wenn sich zukünftig jemand darüber beschwert, könne das Unternehmen sagen, dass es ein Mittel dagegen gebe, weil jede:r die Möglichkeit habe, den Schaden selbst zu beheben.

Für diese Deutung spricht, dass Meta das Werkzeug bislang nicht beworben hat. Laut Business Insider hat das Unternehmen das Tool im Mai 2022 an den Start gebracht. Auf eine kurzfristige Anfrage am Donnerstagvormittag reagierte die Meta-Pressestelle bislang nicht.

Keine Info zu WhatsApp

Konkret hat man auf der neuen Unterseite die Möglichkeit, zu entscheiden, ob man eine Mobilnummer, eine Festnetznummer oder eine E-Mailadresse überprüfen möchte.

Wenn man in Frage stehende Kontaktinformation eingegeben hat, verifiziert das Unternehmen durch einen Code, dass man wirklich Zugriff auf die Telefonnummer oder Mailadresse hat. Im Fall von Festnetznummern erhält man einen automatisierten Anruf, im Fall von Mobilnummer und E-Mailadresse einen schriftlichen Code.

Falls Meta die Information gespeichert hat, erhält man die folgende Information: „Ein Nutzer hat [Telefonnummer/Mailadresse] über sein Adressbuch auf Facebook, Instagram und in den Messenger hochgeladen“. Das Tool gibt keine Auskunft darüber, wer die Information mit Facebook geteilt hat. Auch zu Daten, die Meta mithilfe des Messengers WhatsApp gesammelt hat, gibt es keine Info.

Wenn Meta angefragte Kontaktdaten gefunden hat, ist die Löschung erstaunlich unkompliziert. Der nächste Schritt besteht nur noch darin, den Löschwunsch mit einem Klick zu bestätigen. Meta verspricht, die Telefonnummer oder Mailadresse auch für zukünftige Uploads zu sperren. Wenn dann Bekannte ihr Adressbuch mit dem Datenkonzern teilen, sollte er erkennen, dass die Informationen gesperrt sind und sie nicht erneut speichern.


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