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KW 40: Die Woche, in der die Innenministerin den Koalitionsvertrag brechen will

Die 40. Kalenderwoche geht zu Ende. Wir haben 18 neue Texte mit insgesamt 127.852 Zeichen veröffentlicht. Willkommen zum netzpolitischen Wochenrückblick.

– Fraktal, generiert mit MandelBrowser von Tomasz Śmigielski

Liebe Leser:innen,

wenn Behörden ihren Tag der offenen Tür ausrichten, wird es oftmals unfreiwillig komisch. Bei der Berliner Polizei gibt es dann Vorführungen von Uniformen und den legendären Kinder-Wasserwerfer, mit dem die Kleinen ganz spielerisch Aufstandsbekämpfung üben können.

Auch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, kurz BAMF, hat in der nächsten Woche einen Tag der offenen Tür. Man erhält dort die Möglichkeit „die verschiedenen Stationen der Asylantragsstellung, von der Erstregistrierung, über die Abnahme von Fingerabdrücken, bis hin zur Anhörung, zu durchlaufen“. Ein Spaß für die ganze Familie, die sicher im deutschen Eigenheim lebt. Nur die Smartphones der Besucher:innen werden hoffentlich nicht ausgelesen, das ginge vermutlich zu weit. Aber vielleicht kommt ja die automatische Dialekterkennung zum Einsatz. Ob die dann auch fränkische von oberbayerischen Besucher:innen unterscheiden kann? Was ebenso fehlt zum zynischen Glück: ein Schlauchbootsimulator für die Mittelmeer-Außengrenze. Dafür gibt es aber eine Hausrallye mit tollen Preisen und Kinderschminken.

Apropos Flucht: Die gleichen deutschen Politiker:innen, die 2015 und 2016 vor dem iranischen Regime Geflohene mit aller Gewalt abwehren wollten – weil es angeblich böse Muslime waren -, senden nun vergiftete Solidaritätsadressen an die feministische Revolte im Iran, weil es gegen das Kopftuch geht. Verlogener geht nimmer, denn die gleichen Leute bekämpfen hier den Feminismus und das Recht, über den eigenen Körper zu entscheiden. Da schmerzt es besonders, dass die Reden der Rechtsradikalen in Telegram-Gruppen der iranischen Opposition mangels Einordnung sogar viral gehen.

Dabei erfüllt mich und viele andere die Revolte im Iran mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Die Demonstrierenden rufen mittlerweile: „Das ist kein Protest, das ist eine Revolution!“ Es sind kleine Video-Schnipsel, die Mut machen. Manchmal Gänsehaut. Aber immer ein Gefühl der Verbundenheit.

Es geht um nicht weniger als eine Zukunft, in der Menschen im Iran ganz normal leben und lieben können. Eine Zukunft, in der es elementare Grundrechte im Iran geben wird. Eine demokratische Zukunft. Eine bessere Zukunft, die leider nicht nur durch Mut, sondern auch mit dem Blut von jungen Menschen erkämpft sein wird. Wir sollten alles in unserer Macht stehende tun, diesen Kampf um „Frauen, Leben, Freiheit“ zu unterstützen.

Ich wünsche ein schönes Herbstwochenende.

Markus Reuter


Öffentliches Geld – Öffentliches Gut!: Es fehlt ein Rechtsanspruch auf offene Daten

Offene Daten sind ein bisschen wie Wasser, aber bei der Versorgung hapert es gewaltig. Damit die Verwaltungsdaten fließen können, müssen sie einklagbar sein. Unser Kolumnist schreibt, warum es mehr langfristige Investitionen statt Datenspaßbadprototypen braucht. Von Stefan Kaufmann –
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Interview mit Katharina Nocun: „Die Verharmlosung der Esoterik ist extrem gefährlich“

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Statt immer neuer Leuchtturmprojekte mit hippen Buzzword-Technologien brauchen wir sichere Kommunikation, eine Dezentralisierung der Netze und eine Durchsetzung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung. Das schrieb Elisa Lindinger in ihrer Rede zum Auftakt der Konferenz Bits und Bäume dem Publikum ins Stammbuch. Von Gastbeitrag, Elisa Lindinger –
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EUMigraTool: Mit „Künstlicher Intelligenz“ gegen Migration

In einem Offenen Brief kritisieren elf Organisationen das Vorhaben der EU, eine Infrastruktur für die Vorhersage von „Migrationströmen“ aufzubauen. Das geplante Instrument könnte außerdem einer geplanten EU-Verordnung widersprechen. Von Matthias Monroy –
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Haftungsfreiheit: US-Höchstgericht prüft Privilegien der Tech-Konzerne

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Spionage, Sex und Scham: Überwachung im Namen des Herrn

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Herumlungernde Munition: Rheinmetall verkauft Kamikazedrohnen an NATO-Staat

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