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Bildbasierte Gewalt: Porno-Riesen schränken Suchfunktion ein – teilweise

Die drei weltgrößten Pornoseiten reagieren auf Fälle sexualisierter Gewalt. Sie schließen problematische Begriffe aus der Suche aus, Pornhub verlinkt gar auf Hilfsangebote. Im direkten Vergleich sticht eine Seite jedoch heraus.

Pornhub-Suchleiste
Suchleiste von Pornhub, einer der weltgrößten Pornoseiten – Screenshot: Pornhub; Montage: netzpolitik.org

Pornhub, eine der drei weltgrößten Pornoseiten, erschwert den Zugang zu Gewaltdarstellungen. Die Suche nach sexualisierter Gewalt gegen Kinder liefert einen Warnhinweis mit dem Link zum englischsprachigen Angebot Stop It Now!. Die NGO bietet Beratung und Informationen auch für potenzielle Täter:innen, um Gewalt gegen Minderjährige zu verhindern.

Die Warnung erscheint auf Pornhub bei insgesamt 28.000 Suchbegriffen, die sich um sexualisierte Gewalt gegen Kinder drehen, wie der britische Guardian berichtet. Um Gewaltdarstellungen dennoch zugänglich zu machen, entwickeln Uploader:innen stets neue Begriffe, etwa durch verfremdete Schreibweisen. Maßnahmen wie die von Pornhub können also Löcher haben.

Ein anderer Hinweis erscheint bei der Pornhub-Suche nach nicht-einvernehmlichen Aufnahmen, etwa mit versteckter Kamera. In dem Fall wird auf Englisch erklärt, dass solche Aufnahmen in vielen Staaten illegal sind. Links führen zu Angeboten für Betroffene. Umgangssprachlich ist oft von Voyeur- oder Rachepornos die Rede, Fachleute sprechen stattdessen lieber von bildbasierter, digitaler Gewalt.

Pornhub reagiert mit den Maßnahmen wohl auf jahrelange Vorwürfe, entsprechende Videos selbst verbreitet und Hinweise von Betroffenen teils ignoriert zu haben. Der Mutterkonzern Mindgeek musste sich deshalb unter anderem vor dem kanadischen Parlament verantworten. In den USA gab es mehrere Klagen von Betroffenen.

Keine Warnhinweise bei xHamster und XVideos

Für Nutzer:innen in Großbritannien gibt es bei einer Pornhub-Suche nach Aufnahmen von Minderjährigen mehr als nur einen Warnhinweis. Ein Chatbot von „Stop It Now!“ soll Nutzer:innen in ein Gespräch verwickeln und direkt auf Hilfsangebote hinweisen. Konkret erscheint ein Pop-up mit dem Hinweis, man solle für vertrauliche Beratung ohne Vorurteile einen Mausklick machen. Betroffene Nutzer:innen in Deutschland bekommen das nicht zu sehen, doch auch für sie gäbe es Anlaufstellen wie etwa Kein Täter werden.

Auch die Pornhub-Konkurrenten xHamster und XVideos schränken Suchergebnisse ein. Um die drei Plattformen besser miteinander vergleichen zu können, haben wir eine kleine Stichprobe gemacht und dort jeweils fünf einschlägige Suchbegriffe rund um potentielle nicht-einvernehmliche Aufnahmen getestet, etwa mit versteckter Kamera. Pornhub blockierte drei der fünf Suchbegriffe und zeigte den Warnhinweis. xHamster blockierte alle fünf Begriffe und zeigte schlicht keine Suchergebnisse. XVideos blockierte keinen einzigen Begriff.

So wenig tut XVideos gegen sexualisierte Gewalt

Wir haben xHamster und XVideos gefragt, ob sie dem Beispiel von Pornhub folgen und Hinweise auf Beratungsstellen anzeigen möchten. Falls wir eine Antwort erhalten, werden wir den Artikel ergänzen.

XVideos ist bei der Stichprobe besonders aufgefallen. Nicht nur lieferten die fünf getesteten Suchbegriffe zu bildbasierter Gewalt Ergebnisse. Darüber hinaus präsentierte XVideos mitunter automatisch generierte Vorschläge für ähnliche Suchanfragen. Auf diese Weise könnte die Plattform Nutzer:innen noch tiefer in den Kaninchenbau führen. Im Frühjahr haben wir ausführlich darüber berichtet. Damals sagte die Plattform, bei ihr seien 1.704 Begriffe blockiert.

Maßnahme kostet Pornhub wenig

Selbst wenn eine Pornoseite entsprechende Ergebnisse anzeigt, bedeutet das nicht, dass die Videos auch reale Gewaltdarstellungen zeigen. Von außen lassen sich Inszenierung und Realität kaum unterscheiden. Plattformen können allerdings das Einverständnis von Dargestellten überprüfen. Sorgfältige Überprüfungen kosten Zeit und Geld. Im Vergleich dazu sind blockierte Suchbegriffe und Warnhinweise eine günstige Maßnahme.

Josephine Ballon, Rechtsanwältin bei Hate Aid, begrüßt die Änderung in der Suchfunktion bei Pornhub. Hate Aid setzt sich für Betroffene von digitaler Gewalt ein. Die Maßnahme könne die Verbreitung solcher Inhalte eindämmen, und Täter:innen den Anreiz nehmen, solche Inhalte hochzuladen und zu konsumieren, sagt Ballon gegenüber netzpolitik.org. Es sei aber kein Ersatz um zu verhindern, dass bildbasierte Gewalt überhaupt auf der Plattform lande. Außerdem wünscht sie sich mehr Transparenz darüber, wie solche Maßnahmen entwickelt werden.

Die Eingriffe in die Suchfunktion sind nur ein Baustein von vielen grundlegenden Änderungen bei den weltgrößten Pornoseiten. So haben Pornhub und xHamster bereits anonyme Uploads verboten. Wer heute Aufnahmen auf diesen reichweitenstarken Seiten verbreiten möchte, soll seine Identität offenlegen.

Nicht nur Betroffene sexualisierter Gewalt drängen auf Änderungen bei Pornoseiten. In den USA haben auch fundamentalistische Aktivist:innen großen Einfluss. Sie wollen Pornografie und die Erotikbranche generell abschaffen. Davon grenzen sich Organisationen wie etwa die deutschsprachige Initiative Anna Nackt mit Nachdruck ab. Betroffene bildbasierter Gewalt zu stärken bedeutet nicht automatisch, Pornoseiten zu schwächen.


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