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Geringe Reichweite: Meta und Twitter schalten prowestliche Kampagnen-Accounts ab

Twitter und Meta haben im Juli und August eine Reihe von Konten gesperrt, die prowestliche Propaganda verbreitet haben. Eine Studie aus Stanford hat herausgefunden, dass sie nur eine geringe Reichweite hatten.

Renée DiResta steht im Mantel auf der Straße in Estland
Renée DiResta, Forschungsleiterin am Stanford Internet Observatory (SIO), hat gemeinsam mit ihrem Team und Forscher:innen von Graphika verdeckte Einflussoperationen auf Twitter und Co. untersucht. – Alle Rechte vorbehalten IMAGO/Scanpix/Mihkel Maripuu

Eine Reihe von Fake-Accounts haben auf Plattformen wie Twitter, Facebook und Instagram versucht, prowestliche Narrative zu verbreiten. Zwar waren die Bemühungen, die sich vor allem an Nutzer:innen im Nahen Osten und in Zentralasien wandten, wenig erfolgreich. Wie aber Renée DiResta, Forschungsleiterin am Stanford Internet Observatory (SIO) gegenüber Motherboard erklärt, enthüllten die Ergebnisse einer Studie, „was wir für die ersten großen verdeckten proamerikanischen und prowestlichen Operationen halten, die von Twitter und Meta identifiziert und abgeschaltet wurden“.

Twitter und Meta haben im Juli und August mehrere Konten gesperrt, auf denen sie auffällige Aktivitäten registrierten. Twitter begründete die Sperrung mit „Plattformmanipulation und Spam“. Meta damit, dass die Konto-Aktivitäten „koordiniertes, unauthentisches Verhalten“ erkennen ließen.

Die Konten teilten proamerikanische und antirussische Memes, Kurzvideos, Petitionen, Fake News und Propaganda-Inhalte. Sie waren darauf ausgerichtet, vor allem Russland, aber auch China, den Iran sowie andere autoritäre Länder in schlechteres Licht zu rücken. Nach den Untersuchungen des Stanford Internet Observatory (SIO) und des privaten Forschungsunternehmens Graphika stammten die Accounts wahrscheinlich aus den USA.

Für ihre Zwecke hätten die Konten Fake-Personas genutzt. Für die hätten sie Profilfotos künstlich generiert oder stark verfremdete Fotos verwendet wie das der puerto-ricanischen Schauspielerin Valeria Menendez. Außerdem hätten sie versucht, Hashtag-Kampagnen zu starten.

Kampagnen unklaren Ursprungs

Die gemeinsame Open-Source-Untersuchung des SIO und Graphika habe ein zusammenhängendes Netz von Konten auf Twitter, Facebook, Instagram und fünf weiteren Social-Media-Plattformen zutage gefördert. Das habe sich Täuschungstaktiken bedient, um prowestliche Narrative im Nahen Osten und Zentralasien zu fördern.

Das Forscher:innen-Team wertete Datensätze von Twitter und Meta aus. Laut Studie würden diese eher auf eine Reihe verdeckter Kampagnen hindeuten, die sich nicht als einheitliche Operation interpretieren ließen.

Gegenstand der Untersuchung waren 146 Twitter-Konten, die seit März 2012 fast 300.000 Tweets veröffentlicht hatten. Ein Teil der Konten verwies laut den Forscher:innen vorrangig auf Inhalte, die vom US-Militär stammen. Der andere Teil umfasse eine Reihe von verdeckten Kampagnen unklaren Ursprungs. Hinweise auf solche Kampagnen fanden die Forschenden auch im Meta-Datensatz. Er enthielt 39 Facebook-Profile, 16 Facebook-Seiten, zwei Gruppen und 26 Instagram-Konten, die von 2017 bis Juli 2022 aktiv waren.

Einflussoperationen in Zentralasien

Zwölf Twitter-Konten, zehn Facebook-Seiten, 15 Facebook-Profile und zehn Instagram-Accounts ordneten die Forscher:innen der Zentralasien-Gruppe zu. Alle Konten seien im Zeitraum von Juni 2020 bis März 2022 eingerichtet worden. Die Kampagne, die von diesen ausging, habe sich an russischsprechende Menschen in Zentralasien gerichtet. Sie hätten Inhalte verbreitet, wonach die humanitären Bemühungen der USA in der Region besonders zu loben seien, während Russlands Außenpolitik stark kritisiert wurde.

Auch Russlands militärische Interventionen im Nahen Osten, der Umgang mit muslimischen Minderheiten und die Unterdrückung von Migrant:innen in Zentralasien durch Russland seien thematisch aufgegriffen worden. Dabei hätten die Konten klare Anzeichen eines koordinierten Verhaltens gezeigt, die sich wiederholten: Sie posteten gleichzeitig, verwendeten dieselben Bilder und verwendeten die gleichen Inhalte über mehrere Konten hinweg.

Die Betreiber der Konten hätten sich außerdem als vermeintliche Medienpersönlichkeiten ausgegeben, die mit fingierten Nachrichtenoutlets verbunden waren. Sie hätten Nutzer:innen dazu aufgefordert, auf Inhalte zu reagieren, indem sie das Gelesene kommentieren. In einigen Fällen habe es sich bei den geposteten Artikeln und Informationen nicht um Fake News im eigentlichen Sinn gehandelt. Laut Forscher:innen seien die Nachrichten aber auf eine „koordinierte Art und Weise“ gepostet worden, wie sie die sozialen Medienplattformen verbieten.

Kampagnen hatten kaum Erfolg

Die Resonanz der Tweets und damit die Effektivität „nicht authentischer Taktiken“ wertete das Team um DiResta insgesamt als eher mäßig ein. So erhielten die meisten der Tweets nur eine Hand voll an Likes und Retweets. Lediglich 19 Prozent der untersuchten Konten hätten über 1.000 Follower:innen gehabt.

Dazu erklärt DiResta gegenüber Motherboard, dass „vor allem die geringe Qualität der Beiträge und des Engagements auffällig“ sei. „Wir haben viele Copy-Paste- und Spam-ähnliche Beiträge gefunden, die wenig oder gar nicht beachtet wurden.“ Das zeige, wie „eingeschränkt die Möglichkeiten unauthentischer Beiträge mit entsprechendem Engagement in sozialen Medien zur Einflussnahme sind“.


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