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KW 21: Die Woche, als Mark Zuckerberg angeklagt wurde

– Fraktal, generiert mit MandelBrowser von Tomasz Śmigielski

Liebe Freund:innen von netzpolitik.org,

Mark Zuckerberg soll als Angeklagter vor ein US-Gericht und ich fühle: nichts. Die Nachrichtenmeldung hätte mich vor ein paar Jahren von den Socken gehauen. Ein unfassbar mächtiger Mensch, einer der einflussreichsten Konzerne der Welt, ein Gerichtsverfahren mit Jury: Was für ein Ereignis! Es geht um den Cambridge-Analytica-Skandal, einer der größten Skandale in der Geschichte von Facebook, der mich 2018 noch zu gepfefferten Listicles animiert hat.

Und diese Woche dachte ich mir vor allem: ¯\_(ツ)_/¯.

Meta, der Mutterkonzern von Facebook, Instagram und WhatsApp, hat mich in den vergangenen Jahren so nachhaltig enttäuscht, dass ich nicht mehr wütend bin, nicht mehr resigniert. Ich empfinde angesichts von Meta vor allem Leere. Die herzlos animierten Landschaften aus Zuckerbergs VR-Anwendungen, die er beharrlich als „Metaversum“ überhöht, sprechen mir aus der Seele. So leer fühle ich mich, wenn ich an Meta denke.

Im Winter habe ich alle „Freundschaften“ auf Facebook aufgelöst – ein offenbar so seltenes Nutzungsverhalten, dass mir Facebook innerhalb von 50 Minuten gleich 202 Mal dieselbe E-Mail geschickt hat. Als ich zuvor massenhaft Leuten auf Instagram entfolgt bin, hatte die App mich gestoppt und gebeten, eine Nacht drüber zu schlafen.

Eine Fünf-Milliarden-US-Dollar-Strafe wurde Facebook bereits wegen Cambridge Analytica aufgebrummt, das war 2019. Bis heute haben mich weitere Skandale rund um Meta abstumpfen lassen: Facebook hatte Passwörter von Millionen Nutzer:innen im Klartext gespeichert. Geleakte Daten von Hunderten Millionen Facebook-Accounts landeten im Netz, darunter die Handynummern von Bundestagsabgeordneten, die mein Kollege Andre Meister vergangenes Jahr abtelefoniert hat. Und Whistleblowerin Frances Haugen hatte gezeigt, wie Facebook immer wieder den eigenen Profit über gesellschaftliches Wohl stellt.

Wie gut, dass meine Abgestumpftheit keinen Einfluss auf das Justizsystem hat. Denn es ist ein Privileg, nicht auf Facebook-Dienste angewiesen zu sein, nicht unmittelbar unter den Entscheidungen des Plattformkonzerns zu leiden. Für Milliarden andere Menschen sind Dienste von Meta weiterhin wichtig, teils unverzichtbar. Zwischen dem Cambridge-Analytica-Skandal und heute liegt eine gefühlte Ewigkeit, die Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten, eine Pandemie, der Ausbruch eines Kriegs in Europa.

Aber Abgestumpftheit ist kein guter Grund, um die Aufarbeitung von Skandalen fallen zu lassen. Es ist wichtig, dranzubleiben, auch wenn die eigene, innere Wut erloschen ist. Die wichtigsten Fragen zum bevorstehenden Prozess hat meine Kollegin Alexandra Conrad hier beantwortet.

Bleibt dran und habt ein schönes Wochenende
Sebastian


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