Ticker

6/recent/ticker-posts

Ad Code

Responsive Advertisement

Überwachung in Venedig: Smart City auf dem Wasser

Kanal und Häuserreihe in Venedig

Venedig hat ein Tourismusproblem. Etwa 20 Millionen Menschen besuchen jedes Jahr die Lagunenstadt an der Adria – dabei hat das historische Zentrum Venedigs nur etwa 50.000 Einwohner*innen. Souvenirläden verdrängen die lokalen Geschäfte, Touristenunterkünfte treiben die Mieten in die Höhe. Besonders unbeliebt sind die Tagestourist*innen, die nur für ein paar Stunden in die Stadt kommen, aber kaum Geld dort lassen.

Um dem Ansturm etwas entgegenzusetzen, sollten Tagesbesucher*innen ursprünglich ab dem Sommer 2020 nur noch gegen eine Gebühr in die Stadt kommen dürfen. So wollte es Venedigs konservativer Bügermeister Luigi Brugnaro. Wegen der Coronapandemie wurden diese Pläne verschoben. Doch nächstes Jahr sollen die lang diskutierten Eintrittskontrollen nun schließlich kommen. Nur mit vorab gebuchten Tickets kommt man dann noch nach Venedig. Diese sollen bis zu 10 Euro kosten, an besonders stark besuchten Tagen mehr als an anderen.

Touristen-Tracking mit Kameras und Handydaten

Zusätzlich will die Stadt Muster im Tourismusverkehr erfassen. Hinter der simpel klingenden Idee steht ein System umfassender Überwachung. Hunderte Überwachungskameras beobachten die Bewegungen in der Stadt. Ursprünglich wurden sie für die bessere Verfolgung von Kriminalität installiert. Heute verwenden die städtischen Behörden sie zusammen mit gekauften Mobilfunkdaten zur Kontrolle der Tourist*innen.

Auf Bildschirmen in einem Kontrollraum können sie so laut einem Bericht von CNN in Echtzeit genau nachverfolgen, wie viele Personen sich gerade wo in der Stadt aufhalten. Auch woher diese kommen, wie schnell sie sich bewegen und wie lange sie schon in Venedig sind, wird auf den Bildschirmen angezeigt – alles automatisch in Grafiken und Kartendarstellungen aufbereitet.

Für die Stadt sei das laut dem Bericht ein Meilenstein zur Erfassung der unliebsamen Tagestourist*innen. Anders als Übernachtungsgäste war deren Anzahl bisher nicht genau bekannt.

Telefonanbieter will Venedig zur „Smart City“ machen

„Smart Control Room“ nennt sich der Überwachungs-Knotenpunkt in der Tourismushochburg. Der italienische Telekommunikationsanbieter TIM, der auch die Handydaten für das System bereit stellt, will Venedig mit dem Projekt zu einer führenden „Smart City“ machen. Verbesserte Lebensqualität für die Bewohner*innen, nachhaltigeres Strom- und Wassermanagement, mehr Sicherheit und schnelleren Verkehr verspricht der Konzern auf seiner Webseite. Auch Verkehrsdaten und Wettervorhersagen werden offenbar von dem System, dessen Entwicklung laut CNN 3 Millionen Euro gekostet hat, erfasst. In Turin und Florenz arbeitet das Unternehmen nach eigenen Angaben an ähnlichen Projekten.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Die Daten werden anonymisiert erhoben, trotzdem zeigen sich sowohl Einwohner*innen als auch Reisende gegenüber der New York Times besorgt über die ständige Beobachtung. Datenmanager Luca Corsato beschreibt das Projekt als „gefährlich“ und sagt, er kenne keine Stadt, die Mobilfunkdaten verwende, um Tourist*innen so „massiv und konstant“ zu beobachten.


Hilf mit! Mit Deiner finanziellen Hilfe unterstützt Du unabhängigen Journalismus.

Enregistrer un commentaire

0 Commentaires