Seit den Enthüllungen der Rechercheplattform Correctiv in der letzten Woche diskutiert und demonstriert das Land gegen die faschistische Bedrohung durch die AfD. Auf TikTok nehmen Menschen das eigentlich sehr schwere Thema mit bissigem Humor.
„Hey Leute, get ready with me für meine Abschiebung. Ich mache mich jetzt fertig, weil wir fliegen heute alle nach Nordafrika“, ruft xxlsara euphorisch in die Kamera, während sie sich im Schminkvideo-Style fertig macht. In eine ähnliche Richtung geht Delal Amida, die sich „extra Lashes“ für die Abschiebung geklebt hat und den „Final Touch“ für den Flug präsentiert: „Meine Sonnenbrille habe ich mitgenommen, denn es soll ja sonnig werden.“ Aus dem Get-Ready-for-Abschiebung hat sich ein eigener Trend entwickelt, dem auch Sami folgt, während sie sich noch ihre Clip-Extensions ins Haar steckt.
Seit den Enthüllungen von Correctiv über das Treffen von Vertreter:innen von AfD und Werteunion mit Nazis und dem Bekanntwerden der Deportationspläne, werden in Deutschland die Gefährlichkeit und der Rassismus der AfD rauf und runter diskutiert. Auf dem geheimen Treffen bei Potsdam hatte unter anderem der Neonazi Martin Sellner mit Vertreter:innen der AfD über Pläne diskutiert, laut denen auch Menschen mit deutschem Pass abgeschoben werden sollen, wenn sie denn nicht ins rassistische Weltbild passen. Die Enthüllungen haben für einen Aufschrei gesorgt.
Da ist es kein Wunder, dass sich das Thema Abschiebung auch zum Meme auf TikTok entwickelt hat. Mit viel Sarkasmus nehmen die Menschen, welche die Rassisten für die Abschiebung im Visier haben, ebenjene aufs Korn.
So nutzt 268anwar seine Urlaubsreise, um das als Abschiebevideo zu verkaufen. Der Flug sei von der AfD gestellt worden. In seiner neuen Heimat sei es warm, es gebe große Palmen und auch Wasser – nur ein paar rassistische, herumschreiende Arier fehlten ihm zu seinem Glück. Aber man könne ja nicht alles haben. „Danke AfD“ sagt hingegen bloodredalpha, während er mit nacktem Oberkörper in der Sonne auf dem Balkon seines Urlaubshotels posiert. Ähnliche Videos unter dem Titel „Nachdem die AfD uns abgeschoben hat“ oder „Mein Leben nach der Abschiebung“ zeigen Traumstrände, mediterrane Dorfszenen und Urlaubsvideos.
Aufschrei und Proteste seit der Recherche
Seit der Veröffentlichung von Correctiv am vergangenen Mittwoch hat die Debatte über Rechtsradikalismus eine neue Dimension erreicht. In zahlreichen Städten demonstrieren seit Freitagabend Menschen, alleine am gestrigen Sonntag versammelten sich bundesweit etwa 50.000 Menschen in den Städten Berlin, Potsdam, Saarbrücken, Dresden und Kiel gegen die AfD. In den kommenden Tagen sind bundesweit in zahlreichen Städten weitere Demonstrationen gegen die AfD geplant. Auf den Demonstrationen wird für den Schutz der Demokratie und das Verbot der AfD protestiert.
Am Mittwochabend stellt Correctiv in Zusammenarbeit mit dem Berliner Ensemble und dem Wiener Volkstheater die Recherche noch einmal als szenische Lesung vor. Die Vorstellung ist ausverkauft, wird aber kostenlos live gestreamt.
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