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Amazon: Entsetzen über Umgang mit Todesfall in Lagerhalle

In den USA starb ein Lagermitarbeiter von Amazon kurz vor Ende seiner Schicht. Doch die Arbeit im Lager lief einfach weiter, Arbeiter:innen ahnten nichts von einem Leichnam im Gebäude. Erst im August ereignete sich ein ähnlicher Fall im Amazon-Logistikzentrum in Leipzig.

Amazon-Lager
Augenzeug:innen berichten von respektlosem Umgang. Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Bryan Angelo

Am 27. Dezember 2022 starb der 61-jährige Rick Jacobs während seiner Arbeit in einem Amazon-Lager im US-Bundesstaat Colorado an Herzversagen. Der Guardian sprach nun mit Augenzeugen, die berichten, wie das Management mit dem Todesfall umging und einen respektlosen Umgang kritisieren.

Demnach soll der Tote in der Laderampe, wo er starb, mit Pappkartons von Blicken abgeschottet worden sein, um ihn vor der eintreffenden Frühschicht zu verstecken. Mitarbeitende der Frühschicht sollen anschließend ihre Arbeit im Lager begonnen haben, ohne darüber informiert worden zu sein, dass ein Kollege verstorben ist und noch im Gebäude liegt. Erst bei einem Meeting eine Woche später sei der Vorfall adressiert worden.

Die Mitarbeitenden äußerten sich verärgert. Warum müsse sie im Pausenraum erfahren, dass ein Stockwerk tiefer ein toter Kollege liegt, fragte eine Person. Eine andere spricht von „fehlendem Respekt für Menschenleben“, und fragte sich, warum es möglich ist, das Lager für Reparaturarbeiten zu schließen, aber nicht nach einem Todesfall. Alle Mitarbeitenden in dem Bericht baten darum, anonym zitiert zu werden, weil sie negative Konsequenzen fürchteten.

Nicht der erste Todesfall

Der Todesfall ist nicht der erste in einem Amazon-Lager. Erst im August 2022 starb im Logistikzentrum Leipzig ein Mitarbeiter. Die Berichte von internen Stimmen und Beobachter:innen, die in einer groß angelegten Recherche von Correctiv öffentlich wurden, lesen sich wie eine Kopie des Vorfalls in Colorado. Auch hier sollen Kartons zur Abschottung der Leiche genutzt worden sein, der Schichtbetrieb lief ohne Unterbrechung weiter. Mitarbeiter:innen wurden erst vor Ort über den Tod ihres Kollegen informiert.

Correctiv schrieb, dies sei „beispielhaft für das System Amazon, das auf maximale Effizienz setzt und Pausen nicht kennt“. Egal ob es um den Schutz der Gesundheit oder den Datenschutz geht, Amazon steht seit Jahren in der Kritik, wenn es um den Umgang mit Arbeitnehmer:innen geht. Die Correctiv-Recherche deckte Strukturen dauerhaften Drucks und ständiger Kontrolle auf.

Amazon streitet ab

Eine Presseanfrage von netzpolitik.org zum jüngsten Vorfall hat Amazon bis zur Veröffentlichung nicht beantwortet. Gegenüber dem Guardian bestritt der Konzern, dass Pappkartons verwendet wurden, um den Leichnam abzuschirmen. Manager hätten sichergestellt, dass sich niemand dem Toten nähert. Aus „Respekt vor dem Verstorbenen“ wollte die Pressestelle kein offizielles Statement abgeben. Auf die Frage des Guardian, ob es Sicherheitsprotokolle für Todesfälle im Betrieb gebe oder welche Hilfen den Mitarbeitenden nach dem Ereignis angeboten wurden, hat Amazon nicht geantwortet.


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