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Pandemiebekämpfung: Mit Telegram zum Impftermin

Impfung

Beim Namen Telegram ziehen viele Menschen hierzulande die Augenbrauen hoch. Der Messenger steht im Ruf, ein Hort von Querdenker:innen, Nazis und Verschwörungsideologen zu sein. Impfgegner und Querdenker:innen sehen Telegram als ihr mediales Zuhause. Die müssen jetzt ganz stark sein, denn die Technik von Telegram hilft beim Impfen.

Der Programmierer Max Ritter aus Bayern hat im Alleingang die Webseite corona-impftermine.net gebaut, die auf einem Bot basiert, der freie Impftermine automatisch abfragt und zusammenstellt. Nutzer:innen können diese nach Städten sortiert auf der Seite suchen oder einen Telegram abonnieren, der sie mit aktuell freien Terminen für Erst-, Zweit- und Auffrischungsimpfung versorgt. 

Auf die Idee kam er im Mai, als die Möglichkeit aufkam, Termine online außerhalb der Impfzentren zu buchen. „Diese waren allerdings sehr schnell vergeben und teilweise schwierig zu finden“, schreibt Ritter. Da er selbst noch einen Impftermin benötigte, hat er ein Programm geschrieben, welches die Termine automatisch abfragte und Benachrichtigungen verschickte. Dann stellte er das Programm Kolleg:innen in der Firma zur Verfügung, es kam gut an. Ritter baute es aus, band weitere Schnittstellen ein, investierte viele Stunden seiner Freizeit. Das Programm stellte er auf die Software-Plattform Github.

Impftermin per Telegram

Mittlerweile sind auf der Seite 23 Städte verfügbar, die freien Impftermine werden jeweils bis zu 50 Kilometer um die Stadt herum gesucht, heißt es auf der Webseite. Schon mehr als 100.000 Impftermine seien über das Projekt abgeschlossen worden, schätzt Ritter anhand seiner Statistiken, die allerdings den Abschluss eines Termins nicht nachverfolgen können.

„Ich freue mich, dass ich einen kleinen Beitrag zur Bewältigung der Pandemie leisten kann“, erzählt er gegenüber netzpolitik.org. Die wahren Helden seien jedoch die Wissenschaftler, welche den Impfstoff entwickeln sowie die Ärzte und Helfer in den Kliniken und Praxen, so Ritter weiter.

Die Reaktionen auf das Angebot seien „wahnsinnig toll“. Ritter hat in den letzten Monaten viele positive Rückmeldungen bekommen, oft verbunden mit persönlichen Geschichten. Eine Familie hatte ihm geschrieben, dass sie ihren Urlaub nur Dank der schnellen Terminfindung über die Seite noch wahrnehmen konnte. Andere schickten Briefe per Post oder spendeten ihm etwas Geld.

„Eine neutrale Plattform“

Dass sein Angebot ausgerechnet auf Telegram stattfindet, sei der Tatsache geschuldet, dass man dort auf eine bereits existierende Infrastruktur aufzusetzen kann, die auch bei vielen tausend Mitgliedern in einer Gruppe zuverlässig funktioniert. Eine eigene App zu entwickeln hätte viel Zeit und Geld gekostet.

Leider habe Telegram in Deutschland aufgrund der Querdenker und Rechtsradikalen, die den Dienst auch nutzen, kein gutes Image, sagt Ritter: „Dabei ist es erstmal eine neutrale Plattform und wird in unterdrückten Ländern wie dem Iran oder Belarus von den demokratischen Bewegungen genutzt.“


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