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Jugendschutz: Bistum Augsburg fürchtet „soziale Brennpunkte“ wegen offenem WLAN

Heiliger Ulrich mit Fisch

Internet ist Teufelszeug. Nein, das hat das Bistum Augsburg so nicht gesagt, aber die Haltung dahinter wirkt irgendwie ähnlich. Wie das Portal katholisch.de berichtet, gestattet das Bistum in Bayern keine frei zugänglichen öffentlichen WLAN-Hotspots in kirchlichen Einrichtungen mehr.

Im Amtsblatt heißt es: Es gäbe eine zunehmende Nachfrage nach Hotspots, besonders mit Blick auf Pfarr- und Jugendheime, doch entsprechende Anträge seien grundsätzlich nicht genehmigungsfähig. Als Gründe werden der Kinder- und Jugendschutz sowie die Gefahr der Entwicklung „neuer sozialer Brennpunkte“ angeführt.

Betroffen ist von der neuen Regelung nicht nur die Stadt Augsburg. Das Bistum ist groß, von der Fläche deckt es etwa ein Fünftel Bayerns ab und hat fast 1.000 Pfarrkirchenstiftungen, dazu Jugendhäuser, Klöster, Kindergärten und Schulen.

Offenes WLAN im Bistum nicht mehr genehmigungsfähig

Laut katholisch.de begründet das Bistum seine Entscheidung mit der „Beachtung des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes und des Datenschutzes Heranwachsender“. Diese Einwände seien von „existenzieller Bedeutung“, betonte das Bistum. Beim Betrieb offener WLAN-Hotspots sei zum Beispiel eine Alterskontrolle der Nutzer nicht gewährleistet. Gleichwohl dürften nur Daten von mindestens 16 Jahre alten Jugendlichen verarbeitet werden.

„Erfahrungen aus dem öffentlichen Bereich haben außerdem gezeigt, dass sich an Orten mit WLAN-Hotspots gegebenenfalls neue soziale Brennpunkte entwickeln können“, zitiert katholisch.de das Amtsblatt des Bistums. Es bestünden Risiken wie illegales Streaming oder der Aufruf jugendgefährdender Inhalte. Zudem könne ein solches Verhalten an kirchlichen Orten eine negative Öffentlichkeitswirkung für diese nach sich ziehen.

Felix Neumann, der sich seit Jahren mit Kirche und Digitalisierung beschäftigt, kritisiert die Haltung dahinter:

Was in der kurzen Notiz im kirchlichen Amtsblatt nicht erwähnt wird: Teilhabechancen von Menschen, die auf freie Zugänge angewiesen sind, etwa Geflüchtete, Obdachlose oder Bezieher von Sozialleistungen, in deren Regelsätzen immer noch kein angemessener Betrag für Kommunikation vorgesehen ist. Dass die befürchteten „neuen soziale Brennpunkte“ durch freies Internet ganz ähnlich wie die alten sozialen Brennpunkte sein können, wo Menschen in Not Essen, Unterkunft und einen sicheren Rückzugsort bekommen – und damit Orte schaffen, an der die Kirche diakonisch wirken kann. Dass das Netz selbstverständlicher Teil der Lebenswelt von Jugendlichen ist – und freies Netz an kirchlichen Orten Chancen für die Jugendpastoral und ihre Medienbildung bietet.

Dass Kirche auch anders mit der Bereitstellung von WLAN umgehen kann, zeigt das Projekt „Godspot“, an dem zahlreiche evangelische Kirchen mitwirken. In anderen Städten wie Köln beteiligt sich die Kirche am Freifunk.


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