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Rassismus und Polizeigewalt: Datenprojekt bewertet erstmals alle Polizeien der USA

Fotografin mit Teleobjektiv vor einer Polizeikette

Das Datenprojekt „Police Scorecard“ untersucht die Polizeien in mehr als 13.000 Gemeinden und 2.800 Landkreisen in den USA. Es zeichnet damit erstmals ein umfassendes Bild der Polizeien im gesamten Land, indem es nicht nur die Daten für jede Polizei zur Verfügung stellt, sondern sie bewertet und vergleicht.

Dabei berücksichtigt das Projekt aus dem Umfeld von Campaign Zero unterschiedliche Daten, unter anderem wieviel geringfügige Vergehen prozentual bei den Verhaftungen ausmachen, wie groß die Polizeibudgets im Vergleich zu denen für Gesundheit und Wohnen sind, wieviele Menschen bei Verhaftungen erschossen werden oder wieviele Beschwerden von Bürger:innen erfolgreich sind. Diese Daten werden dann abgewogen und als Prozentwerte ausgegeben. Je niedriger der Prozentsatz, desto schlechter schneidet die Polizei aus bürgerrechtlicher Sicht ab.

Die Ergebnisse von „Police Scorecard“ lassen sich dann für jede einzelne Polizeibehörde in anschaulichen Grafiken abrufen, so wie hier beispielsweise die Daten des Los Angeles County. Dabei sind nicht nur Daten zu Polizeigewalt, Verhaftungen oder Erschießungen vorhanden, sondern auch zu den Budgets und ihrer Personalausstattung. Neben der Untersuchung einzelner Behörden lässt sich mit den Daten aber auch eine Bewertung der Polizei in den Vereinigten Staaten insgesamt zeichnen.

Infografiken
Auszug aus dem Datensatz des Los Angeles County. - Alle Rechte vorbehalten https://policescorecard.org

Rassismus und große lokale Unterschiede

Zwischen 2013 und 2020 haben amerikanische Polizist:innen bundesweit 8.768 Menschen erschossen. Das Risiko für Schwarze, erschossen zu werden, war dabei 2,4 Mal höher als das für einen Weißen. Bei mehr als 90 Prozent der Polizeibehörden wurden schwarze Menschen häufiger festgenommen. Bei Vergehen wie Drogenbesitz, die von schwarzen und weißen Menschen ähnlich häufig begangen werden, führte dieses in drei Viertel der untersuchten Polizei-Departments zu mehr Verhaftungen bei Schwarzen als bei Weißen. Der Trend in großen amerikanischen Städten, weniger Menschen wegen Drogenvergehen zu verhaften, führte nicht dazu, die rassistische Praxis zu durchbrechen.

Die Forscher:innen und Aktivist:innen konstatieren in ihrer Zusammenfassung „ein beunruhigendes Bild der Polizeiarbeit im ganzen Land“, zeitgleich bemängeln sie die fehlenden Daten zu polizeilicher Gewaltanwendung und Beschwerden. Die großen Unterschiede in der Gewaltanwendung in vergleichbaren Gemeinden weise darauf hin, dass man diese Polizeibehörden untersuchen und handeln müsse.

Die gesamten Daten und Quellen des Projektes sind online verfügbar, das Projekt bietet auch eine Programmier-Schnittstelle an. Ein anderes Datenprojekt von der Bürgerrechtsorganisation EFF kartografiert die Überwachungstechnologien der Polizeien in den USA

In Deutschland keine solchen Projekte

Für Deutschland gibt es keine solchen ausführlichen Datenprojekte zur Polizei. Polizeibehörden in Deutschland müssen zwar gegenüber Parlamenten, der Presse und der Öffentlichkeit Auskünfte erteilen, doch die Datenlage ist nicht besonders gut.

„Polizeibehörden wehren sich standardmäßig gegen Transparenz in ihrer Arbeit“, sagt Arne Semsrott von FragdenStaat. In Bezug auf interne Ermittlungen gäben sie je nach Bundesland regelmäßig nur vage oder gar keine Auskünfte, in Bezug auf einzelne Einsätze blieben sie mit Verweis auf Sicherheit, Datenschutz oder laufende Verfahren meist intransparent, so Semsrott weiter. „Selbst Unterlagen zu Einsätzen, die Jahre her sind, bleiben meist als Verschlusssache geheim. Das macht es besonders schwer, die Polizei zu kontrollieren.“


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