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Videoüberwachung aus der Stratosphäre: Neues Zeitalter für Überwachungsballons

Ein silbern glänzendes Luftschiff von vorn, das über den Wolken schwebt.
Der „Stratobus“ von Thales soll bald zum Erstflug starten. Thales

Die auf Luftaufklärung spezialisierte Firma Asman Technology will angeblich Ballons mit Überwachungssensorik in die Stratosphäre schicken. Einen entsprechenden Prototyp hat der französische Hersteller vergangene Woche unter dem Namen „Forests“ auf der Militärmesse Eurosatory in Paris ausgestellt. Er soll in Höhen bis zu 25 Kilometern fliegen und dabei rund 200.000 km² abdecken. Die Flugdauer soll mehrere Monate betragen.

Die Nutzlast des Stratosphärenballons gibt Asman Technology mit 100 Kilogramm an, zukünftig könnte dies sogar auf das Fünffache skaliert werden. Die mitgeführte Sensorik ist modular, neben elektro-optischen Geräten oder einem FLIR-Radar kann der „Forests“-Ballon auch Kommunikationsanlagen befördern. Die Informationen sollen mit hoher Datenrate an eine Bodenstation übertragen werden.

Aerostat zur Abschreckung

Ballons sind seit ihrer Erfindung durch die Gebrüder Montgolfier vor über 300 Jahren eines der ältesten militärischen Mittel zur Beobachtung gegnerischer Kräfte aus der Luft. Bislang werden sie jedoch ausschließlich in der Atmosphäre geflogen. Als gefesselte Luftschiffe sind sie seit den 1980er Jahren beim US-Militär im Einsatz. Ein Kabel dient dabei zur Fixierung, zur Energieversorgung und zur Übertragung von Sensordaten an eine Bodenstation. Technisch werden die Fluggeräte deshalb als Aerostat bezeichnet.

Gegenüber anderen Luftfahrzeugen hat ein Aerostat verschiedene Vorteile. Er kann ohne Personal operieren und über lange Zeiträume in großer Höhe in der Luft bleiben. Durch die große Nutzlast kann das Fluggerät bei Tag und Nacht vielseitig eingesetzt werden. Weithin sichtbar sollen die gefesselten Luftschiffe auch ein Abschreckungsmoment darstellen.

Einen solchen Aerostat hat jüngst die israelische Luftwaffe zur Abwehr von Raketen- und Drohnenangriffen aus dem Iran vorgestellt – und zwar in einer gigantischen Version. Das Luftschiff wird als „eines der größten seiner Art“ beschrieben, entwickelt wurde es in einem mehrjährigen Joint Venture zwischen der israelischen und der US-Raketenabwehrbehörde. Auch französische Streitkräfte haben jetzt eine entsprechende Ausschreibung für 12 gefesselte Ballons veröffentlicht, allerdings in einer nicht ganz so großen Ausführung.

Vereinte Nationen gegen Einsatz über deutschem Feldlager

In Deutschland hat die Bundeswehr den Konzern Rheinmetall vor einem Jahr mit der Bereitstellung eines Überwachungsfesselballons beauftragt. Das Militär will damit ein Feldlager in Niger aus der Luft beobachten. Für dieses „weiträumige Aufklärungssystem“ an der malisch-nigrischen Grenze erhält der Rüstungskonzern rund 21 Millionen Euro.

Ursprünglich war der Aerostat für Mali vorgesehen, der Einsatz scheiterte aber vermutlich an einer fehlenden Erlaubnis der Vereinten Nationen. Bereits in Afghanistan wollte die Bundeswehr als Sofortinitiative ein solches System einsetzen. Auch dort soll dies aber an den Vereinten Nationen gescheitert sein, die wegen des nahen internationalen Flughafens einen Betrieb verweigerten.

Auch im nicht-militärischen Bereich halten gefesselte Ballons zu Überwachungszwecken Einzug. Die EU-Grenzagentur Frontex fliegt einen Aerostat am griechisch-türkischen Grenzfluss Evros, Tests erfolgten zuvor auch über den Inseln Samos und Limnos. Das Luftschiff soll bis zu 40 Tage in der Luft bleiben und rund 200 Kilogramm Nutzlast befördern können. Dabei kann ein bis zu 60 Kilometer entferntes Gebiet beobachtet werden.

„Stratobus“ zur Bekämpfung von Terrorismus und Drogenhandel

Frontex strebt nun ebenfalls in die Stratosphäre. In einer Ausschreibung suchte die Grenzagentur im vergangenen Jahr nach Anbietern sogenannter Leichter-als-Luft-Lösungen. In 20 Kilometern Höhe sollen sie die Lücke zwischen den von Frontex genutzten Flugzeugen, Drohnen und Satelliten schließen.

Einer der Entwickler hochfliegender Luftschiffe ist der französische Rüstungskonzern Thales mit seinem Stratobus, der nächstes Jahr zum Erstflug starten soll. Thales bewirbt das System als geeignet zur Bekämpfung von Terrorismus und Drogenhandel oder zur „Videoüberwachung“ von Offshore-Plattformen.


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