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Digitaler Protest: Aktivisten tarnen Anti-Kriegsbotschaften als Rezensionen

Screenshot Google Rezension
Wer in Russland nach Reviews von Restaurants sucht, findet dort Anti-Kriegsproteste. – Alle Rechte vorbehalten Screenshot Google Maps

Seit Montag verbreiten Aktivist:innen Botschaften über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine auch in Reviews von Restaurants und Geschäften in Russland. Das Anonymous-Kollektiv hatte per Twitter dazu aufgerufen, Rezensionen auf Google hinterlassen, um die Zensurmaßnahmen in Russland zu umgehen und die russische Bevölkerung zum Protest aufzurufen.

Idee hinter der Aktion ist, dass der russische Staat die Zensur im Land verstärkt und soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter gedrosselt hat. Reviews in russischer Sprache könnten das umgehen. In einem Beispieltext zeigt Anonymous, in welche Richtung die Reviews gehen können: 

Das Essen war großartig! Leider hat uns Putin mit dem Einmarsch in die Ukraine den Appetit verdorben. Widersetzen Sie sich ihrem Diktator, damit ihr Land aufhört, unschuldige Menschen zu töten! Ihre Regierung belügt Sie. Stehen Sie auf!

In einem weiteren Tweet rät Anonymous, dass die Rezensent:innen fünf Sterne vergeben sollen. Dahinter steht wohl der Gedanke, dass Menschen, die etwa ein Restaurant betreiben, keine Nachteile erfahren sollen. Bei staatlichen Orten solle man nur einen Stern hinterlassen, schreibt Anonymous.

Google Rezension mit Bild von Bar und zerstörtem Haus
Der Krieg ist in der Bar angekommen. - Alle Rechte vorbehalten Screenshot Google

Die Aktion fand schnell Anklang, wurde zehntausende Male retweetet. Ein Blick auf Restaurants und Bars in Moskau verrät, dass offenbar wirklich viele Menschen mitmachen. Sie schreiben nicht nur Rezensionen, sondern verbreiten auch Bilder, die das Kriegsgeschehen dokumentieren sollen. So tauchen nun zwischen Aufnahmen von schicken Bars und Cocktails plötzlich zerbombte Häuser auf.

Twitter-Nutzer:innen schreiben, sie möchten die Aktion auch auf in Russland verbreitete Dienste wie V-Kontakte und Yandex ausweiten. Andere schlugen vor, auch Tinder und TripAdvisor einzubeziehen.

Kollektive Aktion

Die Mitmachaktion erinnert nicht nur an alte Aktionen von Anonymous, sondern auch an die Aktivitäten der K-Pop-Stans bei den Black Live Matters Protesten im Jahr 2020. Stans ist ein Begriff für begeisterte Fans.

Fans koreanischer Popbands hatten damals nicht nur mit Memes in den Online-Diskurs eingegriffen, sondern auch ein Hinweisportal der Polizei überlastet und rechte Hashtags auf Twitter mit anderen Inhalten gefüllt. Anonymous hatte sich damals mit progressiv-politischen K-Pop-Stans zusammengetan und gemeinsam zu kollektiven Aktionen aufgerufen.

Anonymous ist nun auch seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine wieder sehr aktiv. Es erklärte Russland den „Cyberkrieg“ und hat unter anderem mit DDoS-Attacken zahlreiche Websites des russischen Staates und großer russischer Unternehmen blockiert. Außerdem wurde die Website des russischen Verteidigungsministeriums gehackt. Vor Hacks von richtiger kritischer Infrastruktur warnte jedoch der deutsche Ableger der Hacktivist:innen.


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